Auf dem Papier können sich derzeit alle Fahrer im Profipeloton weiterentwickeln. Entsprechend ist Vorsicht geboten, doch UAE Team Emirates – XRG-Coach und Head of Performance Javier Sola sowie Jeroen Swart räumen ein, dass
Tadej Pogacar sein mögliches Topniveau auf dem Rad womöglich noch nicht erreicht hat.
„Wie viel wir noch verbessern können, können wir nicht exakt wissen, aber er ist in einem Alter, in dem er jedes Jahr ein wenig reifer wird. Er hat mehr Erfahrung und kann das Training besser verarbeiten“, sagte Javier Sola beim Medientag des Teams in Benidorm am 13.12.2024.
„Ich denke, er kann sich definitiv noch verbessern. Wir werden sehen, wie hoch das Niveau sein wird, aber er arbeitet extrem hart und achtet auf jedes Detail. Den wirklichen Grenzwert kennen wir nicht. Wir ändern kleine Details, kleine Abläufe, aber nichts Verrücktes. Wenn etwas funktioniert, sollte man es besser nicht anfassen.“
Pogacar hat wiederholt betont, dass seine Fortschritte der vergangenen Jahre aus konsequenterem Training und geregelteren Ernährungsgewohnheiten resultierten. Der Wechsel zu Coach Sola spielte dabei ebenfalls eine bedeutende Rolle.
Pogacar kann theoretisch noch besser werden
„Ich sehe weiterhin Hinweise darauf, dass er sich noch ein wenig steigern kann. Der Spielraum wird jedes Jahr kleiner, aber das dachten wir zuvor auch“, sagt Jeroen Swart. Er verantwortet bei UAE die Performance insgesamt und verfolgt Pogacars Entwicklung genauso eng wie die der übrigen Leistungsträger.
„Vor zwei Jahren wussten wir nicht, wie stark er sich noch steigern konnte, und er hat sich enorm weiterentwickelt. Jetzt werden die Veränderungen kleiner. Es geht mehr darum, dieses Niveau zu halten.“ Auf seinem aktuellen Level kann Pogacar nahezu jedes seiner Saisonziele gewinnen. UAE muss ihn daher nicht zwingend besser machen, sondern Wege finden, die Konstanz über mehrere Jahre zu sichern.
Mit Milano–Sanremo, Paris–Roubaix, der Vuelta a España und den Olympischen Spielen bleiben dem Slowenen realistische Ziele für die kommenden Jahre. Rekorde wie die Anzahl der Tour-de-France-Gesamtsiege und die Monumente-Gesamtzahl sind ebenfalls in Reichweite.
„Ich glaube nicht, dass wir etwas Außergewöhnliches machen. Alles, was wir tun, ist wissenschaftlich belegt und publiziert. Aber wir machen die Basics außergewöhnlich gut, und darin liegt der größte Teil der Leistung“, ergänzt Swart.
„Ich meine, wir sehen andere Teams Flugzeuge starten lassen (er bezieht sich auf den Stunt von Red Bull – BORA – hansgrohe, warum auch immer, Anm.), und allerlei Dingen hinterherjagen… Wir machen die Grundlagen wirklich, wirklich gut. Es gibt ein paar Extras, aber nichts Verrücktes. Das ist das Erfolgsrezept: Dinge sauber umsetzen.“
Vieles von Pogacars Vorteil gegenüber anderen Profis ist genetisch bedingt. Das gilt als bekannt, und Swart liefert Details, was den Slowenen von anderen abhebt: „Das ist ein Alleinstellungsmerkmal: seine Erholungsfähigkeit. Wir haben das 2019 bei metabolomischen Tests festgestellt. Man sieht es bei der Tour. Häufig liefert er in der dritten Woche seine besten Leistungen, was untypisch ist.“
Warum ist das so? „Normalerweise erwarten wir einen Leistungsabfall, doch bei ihm geht es mitunter sogar nach oben. Seine Fähigkeit, sich von Belastungen – Training wie Rennen – zu erholen und sich anzupassen, ist derzeit unerreicht. Seine Regenerationsrate ist unglaublich. Deshalb ist er so gut.“