Peter Sagan, der Rekordsieger im Kampf um das Grüne Trikot bei der
Tour de France, sieht in
Mathieu van der Poel einen potenziellen Nachfolger – vorausgesetzt, der Niederländer entscheidet sich aktiv für das Punktetrikot.
„Er ist definitiv der Fahrertyp, der es schaffen kann“, sagte Sagan gegenüber WielerFlits. „Aber es hängt sehr davon ab, wie er sich fühlt und wie der Plan des Teams aussieht.“
Van der Poel hat sich bislang nicht klar zur Jagd auf das Grüne Trikot bekannt. Doch nach dem verletzungsbedingten Aus für Jasper Philipsen und einer beeindruckenden ersten Woche mit einem Etappensieg und mehreren Tagen im Gelben Trikot stehen ihm nun viele Türen offen. Eine Entscheidung über seine Ausrichtung im weiteren Rennverlauf dürfte bald fallen.
Wenige Sprintetappen, viele Möglichkeiten
Sagan, der das Trikot des Punktbesten insgesamt sieben Mal gewinnen konnte, betonte die besonderen Anforderungen dieses Klassements. Gerade im diesjährigen Streckenverlauf mit wenigen klassischen Sprintetappen sieht er Chancen für einen Allrounder wie Van der Poel.
„Es kann wirklich schwierig sein, an einem Tag zu attackieren und alles für die Punkte zu geben, nur um am nächsten Tag wieder im Massensprint zu sein“, erklärte Sagan. „Aber er kann es definitiv schaffen. Ich habe es sieben Mal geschafft – also kann er es auch einmal schaffen.“
Cleverness schlägt rohe Kraft
Für Sagan ist vor allem eines entscheidend: taktisches Gespür. Pure Kraft reiche nicht aus, um das Grüne Trikot zu gewinnen – ein Gedanke, den Van der Poel laut Sagan bereits verinnerlicht hat.
„Wie Van der Poel hatte ich ein paar Jungs um mich herum, und mit denen fährt man nicht hart, sondern clever“, sagte der Slowake. „Denn man kann nicht alles machen.“
Er erinnerte sich an seine eigene Zeit, in der sein Team regelmäßig versuchte, durch Tempoverschärfungen vor Sprintankünften die Konkurrenz zu dezimieren – ein Rezept, das auch Van der Poel mit Alpecin-Deceuninck umsetzen könnte.
Milan als ernsthafte Konkurrenz
Neben Van der Poel sieht Sagan auch einen anderen Fahrer mit starken Ambitionen:
Jonathan Milan. Der Italiener überzeugte in der ersten Woche mit seiner Sprintstärke und sammelte bereits wertvolle Punkte.
„Ich sehe auch Milan als Favoriten, weil er in den Sprintetappen viele Punkte holen kann“, so Sagan. „Man weiß einfach nie, wie sich jemand bei der Tour entwickelt – oder ob er abbaut. Wie will jemand durch die Berge kommen? Alles ist noch offen.“
Der Schatten von 2017
Trotz all seiner Erfolge bleibt für Sagan ein dunkler Fleck in der Bilanz. 2017 wurde er nach einem umstrittenen Zwischenfall auf der 4. Etappe disqualifiziert – sein achter Titel blieb damit ein „Was wäre wenn“.
„Es hätten auch acht sein können“, sagte er rückblickend. „Das war ein Scherz, oder?“
Van der Poel hätte nun die Chance, sich seinen ersten Punktetitel zu sichern – mit der Unterstützung Sagans im Rücken und dem Potenzial, Geschichte zu schreiben.