Der Radsportkalender gönnt den Fahrern kaum eine Pause: Kaum ist die
Weltmeisterschaft 2025 in Ruanda beendet, steht schon am kommenden Mittwoch in Südfrankreich die
Europameisterschaft im Zeitfahren an. Für Teams und Fahrer, die an beiden Wettbewerben teilnehmen, bedeutet das eine enorme Belastung.
Im Gespräch mit Wielerflits vor dem Straßenrennen der Männer in Ruanda räumte der niederländische Nationaltrainer Koos Moerenhout ein, dass er seine Aufmerksamkeit zwischen den Weltmeisterschaften und dem bevorstehenden Zeitfahren aufteilen müsse.
„Es ist eine sehr merkwürdige Situation“, erklärte er. „Ich habe mich in dieser Woche bereits auf die Fahrer für das Zeitfahren vorbereitet. Wenn alles planmäßig verläuft und wir pünktlich ankommen, bleibt mir vor Ort nur ein einziger Tag bis zum Rennen. Und ein Zeitfahren ist immer eine Herausforderung, organisatorisch wie personell.“
Moerenhout hob die Schwierigkeiten hervor, mehrere Rennen gleichzeitig zu koordinieren: „Es starten nicht nur die Elite-Männer, auch die Junioren treten an einem anderen Ort an. Dieses Puzzle muss erst einmal gelöst werden. Wir bekommen zwar Unterstützung vom KNWU (Königlicher Niederländischer Radsportverband), aber am Ende konzentriert man sich doch hauptsächlich auf die eigenen Fahrer.“
Die Strecke hat er bereits besichtigt, doch die Vorbereitung bleibt knapp: „Idealerweise reist man ein oder zwei Tage früher an, um mit den Fahrern zu trainieren. Für das Zeitfahren ist dieser Zeitrahmen extrem eng und erfordert sorgfältige Vorplanung. Gleichzeitig ist man noch voll auf das Straßenrennen der Weltmeisterschaft fokussiert – das macht es ungewöhnlich.“
Offiziell hat Moerenhout seinen Unmut über den dicht gedrängten Rennkalender zwar weder bei der UCI noch bei der UEC geäußert, deutliche Worte fand er dennoch: „Ich habe nicht die Illusion, dass mein Rat etwas ändern würde. Natürlich ist das ein lächerlicher Zeitplan. Wir müssen damit umgehen. Ich hoffe nur, dass er im nächsten Jahr entzerrt wird. Wir bereiten uns bestmöglich vor, aber die Zeit ist äußerst knapp.“
Auch logistische Probleme könnten die Situation verschärfen. „Unser Flug geht nach Brüssel, und wir werden nicht die einzige Nation sein, die dorthin fliegt. Es bleibt abzuwarten, ob alles Gepäck rechtzeitig ankommt. Besonders eine Flugverspätung wäre fatal – dann könnte es passieren, dass der Nationaltrainer das Zeitfahren gar nicht rechtzeitig erreicht.“
Keine der Fahrer aus dem niederländischen WM-Team wird beim europäischen Zeitfahren antreten. Stattdessen setzt Moerenhout auf erfahrene Kräfte wie
Daan Hoole und
Dylan van Baarle. „Menno Huising fährt beide Rennen, aber nicht das Zeitfahren, sodass er ein paar Tage Ruhe hat. Für die Spezialisten im Zeitfahren wird es dagegen sehr knapp. Normalerweise sollte alles funktionieren, aber man ist noch auf das Hauptevent bei der WM konzentriert und muss sich gleichzeitig auf das Zeitfahren einstellen. Ein seltsames Gefühl.“