„Dieses Trikot – ob im Schrank oder an der Wand – das würde mir gefallen“ – Jasper Philipsen über Nervosität, Chancen und Risiken beim Tour-Auftakt

Radsport
durch Nic Gayer
Donnerstag, 03 Juli 2025 um 16:00
jasperphilipsen
Zum ersten Mal seit sechs Jahren wird die Tour de France 2025 mit einem klassischen Massensprint eröffnet – und damit mit einer seltenen Gelegenheit für Sprinter, sich das begehrteste Trikot des Radsports überzustreifen. Einer, der sich diese Chance nicht entgehen lassen will, ist Jasper Philipsen. Neun Etappensiege hat der Belgier in den letzten drei Tour-Ausgaben gesammelt, 2023 das Grüne Trikot gewonnen – nun träumt er vom Maillot Jaune.
Doch bei aller Vorfreude warnt Philipsen vor überzogenen Erwartungen: „Der erste Tag, und gleich die Chance auf einen Etappensieg und das Gelbe Trikot – das habe ich nur einmal erlebt, und damals war ich nicht wirklich im Rennen um die großen Preise“, sagt er im Gespräch mit Het Nieuwsblad. „Ehrlich gesagt, ist es schon schwer genug, vor einer Sprintetappe einzuschlafen. Es geht einem ständig durch den Kopf. Der Körper ist in diesen drei Wochen permanent in Alarmbereitschaft. Ich weiß jetzt schon: Es wird kaum einen Morgen geben, an dem ich sagen kann, dass ich richtig gut geschlafen habe.“

Risiko, Asphalt und Erinnerungen

Dass Sprinter nur selten die Chance auf Gelb bekommen, ist Philipsen bewusst. Umso größer die Bedeutung des Auftakts. „Ich erinnere mich an Kittel und Cavendish – Bilder, die sich eingebrannt haben. Sprinter haben nicht viele Chancen auf das Gelbe Trikot. Und es mag albern klingen, aber dieses Trikot zu besitzen – ob im heimischen Schrank oder eingerahmt an der Wand – das würde mir gefallen.“
Philipsen gewann 2023 das Grüne Trikot
Philipsen gewann 2023 das Grüne Trikot
Doch Philipsen weiß auch: Der Kampf um Gelb wird nicht ohne Risiko geführt. „Es wird nervös sein, jeder wird vorne sein wollen, und Stürze sind fast unausweichlich – besonders auf den nordfranzösischen Straßen“, erklärt er. „Selbst wenn vor der Tour neuer Asphalt kommt – die ganze Strecke neu zu machen ist schlicht zu teuer. Und wenn es kracht, wird es wieder Diskussionen geben. Aber was ist die Alternative? Nie wieder einen Sprint ums Gelbe Trikot?“

Milan im Visier – und ein ungewohnter Finaltag

Mit dem Auftakt im Visier bleibt Philipsen auch im Kampf um das Grüne Trikot ein heißer Kandidat – doch Konkurrenz schläft nicht. Tour-Debütant Jonathan Milan wird als große Gefahr gehandelt. „Er ist ein ganz anderer Fahrer als ich damals. Milan ist älter, reifer – und er hat bereits mehrfach bewiesen, wie schnell er ist“, analysiert Philipsen.
Wenig Hoffnung hingegen setzt der Belgier auf einen traditionellen Sprint in Paris. Die Streckenänderung mit dem schweren Finale am Montmartre verändert den Charakter des Schlusstags grundlegend: „Normalerweise sind da nur noch die Sprinter konzentriert. Der Rest hat gedanklich schon Urlaub – Pizza, Pommes am Samstagabend. Jetzt wird alles anders.“
Und auch das berühmte Glas Champagner auf der Strecke fällt wohl aus. „Selbst die Klassementfahrer können noch Sekunden verlieren. Die entspannte Stimmung ist weg. Und sportlich? Alle Topfahrer – Pogacar, Evenepoel – sie werden da sein. Was das für mich bedeutet, weiß ich erst am Sonntag“, so Philipsen. „Das ist die Tour. Wer noch stark ist, wird den Montmartre meistern. Wer am Limit ist, wird ihn verfluchen. Keine Ahnung, in welche Kategorie ich in drei Wochen falle.“
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