„Wenn es eine Chance gibt, werden wir sie nicht verstreichen lassen“ - Wie Remco Evenepoel und Soudal - Quick-Step die Tour-Dominatoren herausfordern wollen

Radsport
durch Nic Gayer
Donnerstag, 03 Juli 2025 um 15:30
evenepoel van der poel
Wenn es derzeit im Peloton einen Fahrer gibt, der das Potenzial mitbringt, die Vorherrschaft von Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard bei der Tour de France zu durchbrechen, dann ist es Remco Evenepoel. Doch trotz all seines Talents bleibt der Rückstand auf die beiden Tour-Dominatoren der 2020er Jahre spürbar – zumindest noch.
„Alles ist gut gelaufen. Um sich auf ein solches Rennen vorzubereiten, muss man jeden Tag etwas ändern und anpassen“, erklärt Soudal - Quick-Step-Sportdirektor Klaas Lodewyck im Gespräch mit Wieler Revue. „Es ist nicht so, dass man einen Plan macht und sich starr daran hält.“ Gerade die Gespräche mit Fahrern anderer Teams im Trainingslager in Tignes hätten gezeigt, dass Flexibilität entscheidend sei.

"Remco war zu gut"

Ein deutliches Ausrufezeichen setzte Evenepoel zuletzt bei den belgischen Meisterschaften – ein Doppelsieg im Zeitfahren und Straßenrennen. Für Lodewyck ein starkes Signal: „Es war großartig, Remco in Aktion zu sehen. Am Sonntag war er vielleicht sogar ein bisschen zu gut. Aber das ist besser, als mit einem schlechten Gefühl vorzeitig auszuscheiden.“
Auch wenn Evenepoel sich längst als einer der schillerndsten Stars des Pelotons etabliert hat, bleibt der Abstand zu Pogacar – und inzwischen auch zu Vingegaard – bislang bestehen. „Aber das gilt jetzt auch für alle anderen Jungs im Rennen“, relativiert Lodewyck. „Es ist einfach ein Peloton voller Top-Talente, und ein paar Einzelne stechen heraus. Das ist nicht immer angenehm, aber es motiviert mich, weiter hart zu arbeiten – und sie vielleicht eines Tages zu schlagen.“

Mit van der Poel gegen Pogacar?

In der Anfangsphase der Tour könnte Evenepoel auf einen besonderen Verbündeten zählen: Mathieu van der Poel. Eine enge Verbindung besteht schon lange, doch Lodewyck warnt vor falschen Erwartungen. „Wir haben diese Woche noch einmal darüber gesprochen und gesagt, dass es gut ist, dass sie sich verstehen, aber die Tour de France ist die Tour de France. Am Ende des Tages ist jeder Fahrer für sich selbst verantwortlich.“ Und doch sieht er Potenzial: „Am ersten Tag der Dauphiné hat man gesehen, dass Mathieu und Remco gemeinsam vorne bleiben wollen. Hoffentlich können wir das eines Tages zu unserem Vorteil nutzen.“
Dennoch bleibt die Tour ein Rennen mit vielen Unwägbarkeiten – besonders in der ersten Woche. „Jeder ist mit seinen Aussagen vorsichtig, denn das Wichtigste ist, in Paris auf dem Podium zu stehen“, so Lodewyck. „Ein Sturz kann im Handumdrehen passieren. Aber wenn es eine Chance gibt, werden wir sie nicht verstreichen lassen.“
Die letzten Tage vor dem Tour-Start sind dabei nicht nur für die Fahrer herausfordernd. Auch das Personal steht unter Hochspannung. „Diese Tage sind frustrierend – für Fahrer und Staff gleichermaßen. Aber was uns betrifft: Wir sind bereit, dass es losgeht.“
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