INEOS Grenadiers, einst das Maß aller Dinge im Grand-Tour-Zirkus, hat in den letzten Jahren den Anschluss verloren. Während Teams wie UAE Team Emirates – XRG oder
Visma - Lease a Bike die Schlagzeilen und Siegerlisten dominieren, steckt das einstige Vorzeigeteam aus Großbritannien in einem tiefgreifenden Umbruch. Jetzt will das neue Management um Performance-Direktor Scott Drawer einen Strategiewechsel einleiten – und setzt dabei vor allem auf Jugend.
„Wir konzentrieren uns darauf, was das Team braucht und was uns helfen wird, wieder Grand Tours zu gewinnen. Wir würden uns alle Kandidaten ansehen“, sagte Drawer im Gespräch mit Cyclingnews. Auch wenn konkrete Namen oder Investitionssummen nicht genannt wurden, scheint klar: INEOS will zurück an die Spitze – mit einem Fokus auf junge Fahrer, wie ihn bereits Teams wie UAE oder Visma erfolgreich verfolgen.
„Unserer Meinung nach werden die wahrscheinlichen nächsten Grand-Tour-Sieger sehr jung sein, wie es Tadej Pogacar war und wie es Isaac del Toro zu sein scheint“, so Drawer weiter. „Daher liegt unser wichtigstes Augenmerk darauf, den gesamten Weg richtig zu gestalten.“
In der Vergangenheit hatte INEOS zahlreiche Top-Fahrer in den eigenen Reihen – von Richard Carapaz über Adam Yates bis zu Tao Geoghegan Hart. Doch viele dieser Leistungsträger verließen das Team in den letzten Jahren. Ersatz mit ähnlichem Potenzial? Fehlanzeige. Dazu kamen Managementkonflikte und ein spürbarer Verlust an Wettbewerbsfähigkeit, sowohl bei der Fahrerauswahl als auch im sportlichen Tagesgeschäft.
Doch nun scheint die Marschrichtung klar: Der Blick richtet sich weniger auf kurzfristige Transfer-Coups als vielmehr auf den nachhaltigen Aufbau eines neuen Fundaments. „Manchmal muss man vielleicht gar nicht auf den Markt gehen, weil man das Talent schon an Bord hat“, erklärt Drawer. Nachwuchsarbeit, gezielte Förderung und der Mut zur Geduld stehen im Zentrum der neuen INEOS-Philosophie.
Auch abseits der Personalpolitik will man neue Wege gehen. Statt zu kopieren, was anderswo funktioniert, möchte INEOS wieder Vorreiter sein. „Es geht darum, wie wir der Kurve voraus sein können. Es hat keinen Sinn, zu kopieren, denn alle werden schon weiter sein“, sagt Drawer. Dabei spielen neue Trends im modernen Radsport eine zentrale Rolle – etwa die Zunahme von Soloattacken und Langstreckenoffensiven, wie sie Fahrer vom Kaliber eines Tadej Pogacar regelmäßig zeigen. „Das verändert die Art und Weise, wie man trainiert und sich auf große Rennen vorbereitet.“
Der Wille zur Veränderung ist spürbar – und die Erkenntnis, dass Siege in der Zukunft nicht mehr allein durch Budgetstärke, sondern vor allem durch kluge, langfristige Planung gewonnen werden. Der Umbau bei INEOS Grenadiers hat begonnen – ob er auch zur Rückkehr an die Weltspitze führt, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.