Alexander Krieger nahm einen ungewöhnlichen Weg in den Profi-Radsport. Zehn Saisons fuhr der Deutsche auf kontinentaler Ebene, bevor er mit 28 Jahren bei Alpecin-Deceuninck den Sprung ins WorldTour-Umfeld schaffte. Sechs Jahre später blickt er auf eine erfüllte Karriere zurück – und beendet seine Laufbahn als Fahrer bei Tudor Pro Cycling. Ganz verabschieden wird sich der 32-Jährige jedoch nicht: Er bleibt dem Schweizer ProTeam in neuer Funktion erhalten und wechselt hinter die Kulissen.
Krieger, der ohne großes Aufsehen in den Sport startete, machte bereits 2017 mit starken Leistungen auf kontinentaler Ebene auf sich aufmerksam. Seine taktische Klasse und Führungsqualitäten blieben auch Alpecin nicht verborgen: 2019 erhielt er seinen ersten Profivertrag.
Obwohl Krieger kein Profirennen gewann, entwickelte er sich zu einem unverzichtbaren Teamplayer. In seiner ersten Saison fuhr er bereits sieben Podestplätze ein und bestritt später sieben Grand Tours – als verlässlicher Baustein in den Sprintzügen seiner Teams.
„In ein paar Jahren werde ich nicht auf die Ergebnislisten oder Trainingswerte zurückblicken“, sagte Krieger auf der Team-Website. „Was bleibt, sind die Momente und Begegnungen – Beziehungen, Freundschaften und die gemeinsamen Erfahrungen, die oft mit Erfolgen wie Misserfolgen verbunden waren. Das Glück, das ich aus dieser Zeit mitnehme, ist vor allem emotional.“
Keine Angst mehr
„Ich werde den Nervenkitzel, die Emotionen und die Ekstase eines Rennens vermissen – die Fans am Streckenrand, die einen nach vorne schreien, die Freude beim Überqueren der Ziellinie, die Anspannung vor dem Start und dieses innere Glücksgefühl, wenn man frisch geduscht mit einem Teller Pasta im klimatisierten Teambus sitzt.“
Auch wenn Krieger mit großer Dankbarkeit auf seine Karriere zurückblickt, war sein Abschied vom Profiradsport nicht ganz freiwillig. Nach seinem schweren Sturz beim Giro d’Italia 2024, bei dem er sich das Becken und mehrere Rippen brach, kämpfte er lange darum, zu seiner alten Form zurückzufinden – und noch mehr mit der psychischen Belastung, dass sich ein ähnlicher Unfall wiederholen könnte.
„Es ist die Angst vor einem Sturz mit schweren Folgen. Nicht die Angst vor dem Sturz an sich – die nötige Risikobereitschaft spüre ich noch immer. Aber die Angst, mich so schwer zu verletzen, dass dauerhafte Schäden bleiben könnten, ist lähmend.“
Während seiner Verletzungspause in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 sammelte Krieger bereits erste Erfahrungen in seinem künftigen Tätigkeitsfeld und unterstützte zeitweise das Entwicklungsteam als Sportdirektor. Dabei entdeckte er rasch eine neue Leidenschaft – eine, die er ab 2026 hauptberuflich verfolgen wird.
„Als Sportdirektor des Devo-Teams kann ich meine Erfahrungen an die jungen Fahrer weitergeben. Außerdem ist geplant, dass ich auch im Scouting unterstütze. Die Zeit mit den Devo-Fahrern im vergangenen Jahr hat mich unglaublich motiviert. Ich war beeindruckt, wie offen, lernwillig und professionell die jungen Talente bereits arbeiten – hier werden die Grundlagen für große Träume und Erfolge gelegt. Körperlich sind sie trotz ihres jungen Alters schon weit, und technisch wie taktisch sehe ich noch großes Entwicklungspotenzial. Genau da möchte ich ansetzen.“