Lotte Kopeckys Start in die
Tour de France Femmes verlief alles andere als nach Plan. Auf der ersten Etappe musste die amtierende Weltmeisterin am Schlussanstieg reißen lassen, verlor über eine Minute – und ließ die Presse nach dem Rennen links liegen. Auch am Morgen der zweiten Etappe blieb sie den Medien fern. Für ihre Teamkollegin
Anna van der Breggen ist das kein Zufall, sondern Teil eines bewussten Schutzmechanismus.
„Wir müssen den Druck von ihr nehmen“, erklärte van der Breggen im Gespräch mit Sporza. „Es ist besser, wenn sie vorerst keine Interviews gibt oder auf soziale Medien schaut.“ Die frühere Teamchefin und heutige sportliche Beraterin sieht in der Rückbesinnung auf den Spaß am Radsport den Schlüssel für einen mentalen Umschwung.
„Sie muss wieder angreifen“ – Teamführung fordert neue Leichtigkeit
Kopeckys schwieriger Auftakt hat die Erwartungen im Team verändert – doch aufgegeben wird die Belgierin nicht. „Der Druck ist jetzt weg“, sagt van der Breggen. „Diese Tour wird für sie anders verlaufen, als sie es sich vorgestellt hat. Aber wenn sie sich erholt, kann sie auf solchen Etappen immer noch sehr stark sein.“
Zentral ist dabei vor allem eines: die Freude am Fahren. „Lotte muss einfach die Freude am Radfahren wiederfinden. Heute muss sie angreifen, nach vorne fahren und versuchen, etwas Schönes daraus zu machen.“ Das Team setzt auf einen offeneren Umgang, ohne Kopecky direkt in die Verantwortung zu nehmen. „Wir werden nicht sagen: alle Pfeile wieder auf Lotte. Das macht es auch nicht besser“, betont van der Breggen.
Die Teamführung hofft, dass Entlastung auch neue Energie freisetzt. „Wenn wir den anderen Mädchen etwas mehr Freiraum geben, hoffe ich, dass auch Lotte sich etwas entspannen kann. Sie kann die Dinge umdrehen und erkennen: Ich mache das, weil es mir Spaß macht.“
Misserfolg in der Auftaktetappe sei schwer zu verdauen, so van der Breggen. Das Team habe am ersten Tag noch voll auf Kopecky gesetzt. „Wir wussten, dass es möglich war. Wir wollten versuchen, für Lotte zu gewinnen.“ Doch ihre Beine machten am entscheidenden Berg nicht mit. „Lotte fühlte sich während der gesamten Etappe gut, aber am letzten Anstieg hat es einfach nicht geklappt. Da hat ihr Körper ‚nein‘ gesagt.“
Für van der Breggen ist klar, warum das so tief sitzt. „Es herrscht einfach großer Druck, weil dies ein wichtiger Moment ist – und man zeigen will, dass man es kann. Und wir alle wissen, dass sie es kann.“ Nur: Wenn es dann nicht funktioniert, bleibt oft nur Enttäuschung.