Das Leben im Profi-Radsport verlangt enorme Opfer – nicht nur im Training, sondern auch im Privatleben. Wer wie
Urska Zigart und
Tadej Pogacar in der Weltspitze fährt, verbringt oft mehr Zeit im Teamauto als zuhause. Doch gerade in dieser Rastlosigkeit finden viele Fahrerinnen und Fahrer Halt – oft bei jemandem, der die Herausforderungen des Sports aus eigener Erfahrung kennt. So auch das slowenische Paar Zigart und Pogacar, das längst zu den bekanntesten Gesichtern im Peloton zählt.
„Es ist nicht immer einfach, sich zu sehen, denn wir haben beide ein arbeitsreiches Leben“, sagt Zigart im Interview mit
De Telegraaf. „Besonders zu Beginn des Jahres war es manchmal wirklich schwierig. Es war ein Segen, dass ich kurz vor der Vuelta a España krank wurde, denn so konnten Tadej und ich zehn Tage lang zusammen sein.“ Trotz der Belastung betont sie, wie wichtig Kompromisse seien: „Wenn wir in ein paar Jahren mit dem Rennsport fertig sind, können wir all die verlorene Zeit zusammen nachholen.“
Kein Promi-Bonus am Mont Ventoux
Das Paar lebt gemeinsam in Monaco – doch die Realität sieht oft anders aus: Trainingslager, Rennen, Interviews, Termine. Für Zweisamkeit bleibt wenig Raum. Auch abseits des Radsports ist das Leben an der Seite eines Stars wie Pogacar nicht immer glamourös. Zigart erzählt von einem chaotischen Tag am Mont Ventoux während der diesjährigen
Tour de France, wo sie zur Unterstützung auf die Strecke wollte. Doch statt Sonderbehandlung gab es Widerstand: „Die Polizei in Frankreich weiß nicht, wer ich bin, und ich habe viel Kritik einstecken müssen. Ich habe ihnen gesagt, dass ich auch ein Profi bin, aber sie haben mir nicht geglaubt.“ Letztlich musste sie zu Fuß über die Felsen, bis sie das Team erreichte. „Wie ich auf den Gipfel gekommen bin, ist eine Geschichte für mein Buch“, sagt sie lachend.
Trotz aller Strapazen ist Pogacar für Zigart mehr als nur ein Partner – er ist auch eine sportliche Stütze: „Tadej glaubt an mich und teilt seine Erfahrungen mit mir. Er weiß, wozu ich fähig bin und sagt mir, dass ich an mich glauben soll.“ Gerade in schwierigen Momenten sei seine Unterstützung entscheidend: „Er sagt mir immer: Das Leben läuft nicht immer so, wie man es sich wünscht, aber man weiß nie, was morgen passiert.“
Die beiden sind seit Jahren verlobt, aber noch ohne Hochzeitstermin. „Nein, und wenn wir es wüssten, würde ich es dir nicht sagen, haha“, sagt Zigart mit einem Augenzwinkern. „Wenn sich die Dinge ein wenig beruhigen und wir die Zeit finden, wird es ein toller Tag. Aber wir fühlen uns schon seit Jahren wie ein Ehepaar.“
Tour de France Femmes: Ein Gelbtraum mit Realismus
Zigart hat sportlich klare Ambitionen. Nach einem starken Giro Donne reist sie mit Selbstvertrauen zur
Tour de France Femmes – mit der Aussicht auf eine Top-10-Platzierung. Gleichzeitig unterstützt sie ihre Teamkollegin Sarah Gigante, die mit ihrer Kletterstärke bereits als Podiumsanwärterin gilt und zur ernstzunehmenden Rivalin für Favoritin Demi Vollering werden könnte.
„Jetzt, wo es neben der Tour der Männer auch eine Frauen-Rundfahrt gibt, träumen auch die Mädchen davon, das gelbe Trikot zu tragen“, sagt Zigart. „Wenn es eine Chance gibt, würde ich dieses Trikot gerne für einen Tag tragen.“ Ihr Traum, die Tour zu gewinnen, lebt – auch wenn sie sich der Schwierigkeit bewusst ist: „Wenn alles für mich zusammenpasst, wäre es ein Traum, die Tour wie Tadej zu gewinnen. Aber das ist ein sehr schwer zu verwirklichender Traum. Vielleicht kann ich nächstes Jahr ein gutes Ergebnis erzielen; dann beginnt die Tour de Femmes mit vielen schweren Bergetappen – und das ist mein Terrain.“