Der Deutsche Louis Kitzki beendet seine Karriere – Angst nach tödlichen Rennunfällen führt zum Rücktritt

Radsport
Dienstag, 12 August 2025 um 13:00
Louis Kitzki
Der 21-jährige Deutsche Louis Kitzki, Sieger der Zwift Academy 2024, galt als eines der größten Nachwuchstalente im Radsport. Viele sahen in ihm den nächsten Erfolgsträger von Alpecin-Deceuninck, ähnlich wie Jay Vine oder Luca Vergallito, die nach dem Sieg bei der Online-Talentsichtung zu gestandenen Bergfahrern in der World Tour wurden. Doch nun hat Kitzki überraschend seinen Rücktritt vom Profi-Radsport bekannt gegeben – aus Angst um seine Sicherheit.

Vom Traumstart zum abrupten Ende

„So hatte ich mir das Ende meiner Karriere sicher nicht vorgestellt...“, schreibt Kitzki in einem emotionalen Instagram-Post. Sein letztes Rennen, der Giro Ciclistico Valle d’Aosta, wurde von einer Tragödie überschattet: Der italienische Fahrer Samuele Privitera kam ums Leben. Für Kitzki war dies der endgültige Auslöser, die Karriere zu beenden.
Bereits zuvor war der junge Deutsche schwer getroffen von einem weiteren Unglück: Bei der Österreich-Rundfahrt 2023 verunglückte der Fahrer André Dege tödlich. „Nach diesem Vorfall hatte ich ernsthafte Zweifel am Rennsport und war kurz davor, aufzuhören. Trotzdem habe ich weitergemacht und das Geschehene weitgehend verdrängt. Leider wurde ich danach nie wieder der Rennfahrer, der ich einmal war“, gibt Kitzki zu.

Sicherheitsbedenken und mentaler Druck

Mit jedem weiteren Rennen wuchs seine Unsicherheit: „Ich machte mir immer mehr Sorgen um meine Sicherheit und fühlte mich in den Rennen zunehmend unwohl.“ Die ständige Angst habe dazu geführt, dass er seine im Training erarbeitete Leistung im Wettkampf nicht abrufen konnte.
Sein Verhältnis zum Sport veränderte sich grundlegend: „Gegen Ende waren die Rennen leider nur noch eine lästige Begleiterscheinung, die man in Kauf nehmen musste, wenn man mit dem Radsport Geld verdienen wollte. Je chaotischer ein Rennen wurde, desto brutaler brach ich psychisch zusammen.“
Der Tod von Privitera war schließlich die Bestätigung seiner Entscheidung: „Seit ich aufgehört habe, merke ich, wie gut es mir geht.“

Dankbarkeit trotz verpasster Chancen

Kitzki verlässt den Sport in seinem zweiten Vertragsjahr im Alpecin-Deceuninck Development Team, bevor er den Sprung in die World Tour schaffen konnte. „Ich bedauere, dass ich einige Erwartungen als Radprofi nicht erfüllen konnte und dass meine Zusammenarbeit mit Alpecin nun zu Ende geht. Aber ich bin sicher, dass es die richtige Entscheidung war.“
Trotz des Rücktritts blickt er mit Dankbarkeit zurück: „Ich konnte von den besten Radsportlern der Welt lernen und habe viele nette Leute im Team kennengelernt. Mein Trainer Philipp Walsleben hat meine Kondition deutlich verbessert, auch wenn ich das in den Rennen nie wirklich zeigen konnte. Ich hatte das Gefühl, dass sich dieses Team seiner Verantwortung gegenüber jungen Athleten sehr bewusst ist und ich habe mich nie unter Druck gesetzt gefühlt.“

Neuer Lebensabschnitt – das Rad bleibt

Ganz ohne Radfahren will Kitzki nicht leben: „Ich hoffe, dass ich auch in Zukunft gelegentlich die Zeit finden werde, Rad zu fahren. Danke an alle meine Teamkollegen, das gesamte Team – Philipp, Sander, Bart, Jens, Luuc und Ahto! Ich wünsche euch alles Gute und bleibt sicher!“
Mit dieser Entscheidung verliert der deutsche Radsport ein Talent, das sportlich noch viel hätte erreichen können – doch für Kitzki ist klar: Gesundheit und Sicherheit gehen vor.
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