Nach der Vorstellung der
Tour de France 2026 zeigte sich das
Team Visma | Lease a Bike mit gemischten Gefühlen. Sportdirektor Grischa Niermann sprach von einer „überladenen, aber spannenden Route“, bei der die entscheidenden Etappen erst spät im Rennen folgen. Auch Teamchef
Richard Plugge analysierte die Strecke – und fand dabei sowohl Lob als auch deutliche Kritik.
„Der Fokus liegt klar auf dem Ende“, erklärte Plugge im Gespräch mit In de Leiderstrui. „Zu Beginn ist es relativ leicht – sie wollen den Kampf bis zum Schluss offenhalten.“ Tatsächlich ist die 6. Etappe nach Gavarnie die einzige Hochgebirgsetappe in den ersten 13 Tagen. Davor warten zwar einige hügelige Etappen und das Mannschaftszeitfahren in Barcelona, doch größere Abstände dürften bis dahin selten entstehen. Damit setzt die ASO auf ein Szenario, in dem sich die Favoriten erst spät wirklich messen – ein Ansatz, der Tadej Pogacars Dominanz der letzten Jahre bremsen könnte.
Plugge: „Das ist kein echtes Mannschaftszeitfahren“
Besonders kritisch sah Plugge den Auftakt des Rennens. Das Mannschaftszeitfahren auf dem welligen Kurs am Alto de Montjuïc – mit Ziel am Olympiastadion – wird nämlich in einer ungewohnten Variante ausgetragen: Die Zeiten werden individuell für jeden Fahrer gewertet, anstatt auf die übliche Teamleistung (meist der vierte Fahrer) zu setzen.
„Ich bin kein Fan davon“, sagte Plugge. „Das nimmt dem Ganzen den Team-Aspekt. Ein Mannschaftszeitfahren ist ein Mannschaftszeitfahren – was es so großartig macht, ist, dass man gemeinsam kämpft, bis der vierte Fahrer die Linie überquert. Das ist hier nicht der Fall.“
Er scherzte sogar: „Das ist eigentlich kein Mannschaftszeitfahren, sondern eher eine lange Ausfahrt für den stärksten Fahrer. Vielleicht sollte man es ‚Mannschaftsausscheidungsfahren‘ nennen.“ Trotz seines Unmuts sieht Plugge aber auch einen Vorteil: „So entsteht gleich zu Beginn ein gewisser Rhythmus, und das bringt ein bisschen Ruhe ins Feld.“
Blick aufs große Finale
Während Plugge mit dem Auftakt hadert, zeigt er sich vom Finale auf der Alpe d’Huez begeistert. Die letzte Bergetappe gilt mit ihren zahllosen Höhenmetern und dem Weg über den Col de Sarenne als eine der härtesten des Jahrhunderts.
„Alpe d’Huez ist immer besonders“, schwärmte der Teamchef. „Der Anstieg über die Sarenne ist wunderschön – und brutal. Das gefällt mir. Es wird ohnehin eine brutale Etappe, das ist cool. Vor allem mit der Sarenne.“
Für Visma | Lease a Bike, das weiterhin auf Jonas Vingegaard als Tour-Leader setzt, bietet die Route also Licht und Schatten. Ein ungewöhnlicher Start, ein spätes Hochgebirgsspektakel – und ein Finale, das Legendenstatus verspricht.