„Bei der Tour können Wunder geschehen“ – Bjarne Riis stärkt Vingegaard nach Pogacars Machtdemonstration den Rücken

Radsport
durch Nic Gayer
Freitag, 18 Juli 2025 um 14:50
Vingegaard
Nach Tadej Pogacars beeindruckender Solo-Fahrt auf der 12. Etappe zur Hautacam scheint der Kampf um das Gelbe Trikot für viele Beobachter bereits entschieden. Während Pogacar in himmlischer Form erscheint, wirkt Jonas Vingegaard angeschlagen. Wie tief die Enttäuschung im Lager von Visma | Lease a Bike sitzt, lässt sich derzeit nur erahnen. Doch ein ehemaliger Tour-de-France-Sieger mahnt zur Geduld – und zum Glauben an das Unmögliche.
„Jonas muss enttäuscht sein – ich kann mir nicht vorstellen, dass er es nicht ist“, sagt Bjarne Riis in einem Interview mit BT.dk. „Sicherlich hatte er sich viel mehr erhofft.“ Die Attacke von Pogacar sei brutal gewesen, aber der Moment, der Vingegaard den Stecker gezogen habe, sei schon vorher gekommen – durch die Tempoverschärfung von Jhonatan Narváez zu Beginn des Anstiegs. „Das war hart mitanzusehen“, so Riis. „Er hat tapfer gekämpft, aber danach hatte er nichts mehr entgegenzusetzen.“

„Pogacars Beschleunigung ist unerhört“ – Riis analysiert das Duell

Als Pogacar schließlich seine Rakete zündete, konnte Vingegaard dem Tempo nicht mehr folgen. Für Riis steht fest: Der Slowene sei momentan „das einzig Wahre“. Gleichzeitig glaubt der Tour-Champion von 1996 nicht, dass Vingegaard aus Übermut versuchte, mitzugehen – im Gegenteil: „Ich vermute, er wollte bewusst nicht explodieren und ist den Anstieg in seinem eigenen Rhythmus gefahren.“ Dass ein Fahrer wie Florian Lipowitz kurz davor war, Vingegaard einzuholen, wertet Riis als deutliches Signal.
Vingegaard
Dass der Däne nicht auf dem erhofften Niveau fährt, sei offensichtlich – auch, weil Pogacar einen Sprung gemacht habe. „Ich bin ehrlich gesagt etwas enttäuscht. Jonas ist stark, keine Frage. Aber er ist nicht da, wo er vor zwei Jahren war“, sagt Riis. Der Kontrast sei spürbar: „Pogacar hat sich weiterentwickelt – das sieht man nicht nur bei der Tour, sondern bei jedem Rennen.“

„Jetzt heißt es: wieder aufs Rad steigen und weitermachen“

Trotz aller Kritik betont Riis, dass die Tour noch lange nicht vorbei ist – auch nicht für Vingegaard. „Jetzt ist Durchhaltevermögen gefragt. Jonas’ große Stärke ist seine unglaubliche Fähigkeit zur Regeneration.“ Auch Pogacar habe an seine Grenzen gehen müssen, meint Riis. „Vielleicht holt ihn das in den nächsten Tagen noch ein.“
Für Vingegaard und Visma | Lease a Bike gehe es nun darum, den Kurs anzupassen, aber nicht aufzugeben. „Sie haben ein Ziel. Sie haben einen Plan – der braucht jetzt Feinschliff, kein Reset.“ Der zweite Gesamtrang ist kein schlechter Ausgangspunkt, betont Riis: „Es gibt noch viel zu holen. Das ist die Tour. Und bei der Tour können Wunder geschehen.“
Abschließend fordert Riis von seinem Landsmann mehr Mut. „Er muss sich erholen, überleben – und dann angreifen. Risiken eingehen. Auf Teufel komm raus fahren.“ Vingegaard sei nach wie vor die größte Hoffnung des Teams. „Und wenn er fällt, dann bitte mit wehender Fahne. Aber bitte nicht, ohne es versucht zu haben.“
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