Florian Lipowitz gilt als der große deutsche Hoffnungsträger bei der
Tour de France 2025 – und seine Geschichte, wie er zum Profiradsport kam, ist alles andere als gewöhnlich. Im „
Sportschau Tourfunk“-Podcast gewährte
Ralph Denk, Teamchef von
Red Bull - BORA - hansgrohe, spannende Einblicke in die Entdeckung des jungen Talents und schilderte, wie aus einem Biathleten ein Profi-Radfahrer wurde.
„Das ist eine schöne Geschichte“, beginnt Denk und erinnert sich an den ersten Kontakt mit Lipowitz im Jahr 2020: „Das Telefon klingelt, meine Assistentin stellt durch: ‚Da ist einer dran, der will Radprofi werden und ist jetzt Biathlet.‘ Ich dachte mir: ‚Ja, stell mal durch, ich hör mir das an.‘ Das war ein inspirierendes Gespräch.“ Nur wenige Tage später lud Denk den Jungspunt zum Mittagessen ein. „Er kam im Januar in Radklamotten, und als ich ihn fragte, wo er herkomme, meinte er ‚Von der Schule‘ – ich wusste, dass seine Schule über 100 Kilometer entfernt war. Da sagte ich: ‚Respekt.‘“
"Das war der erste Indikator"
Das Treffen wurde für Denk schnell zu einem wichtigen Moment. „Wir haben uns gut ausgetauscht und einen Plan gemacht. Ich sagte ihm, dass er nicht sofort Profi werden könne, denn für die U19 war er schon zu alt. Aber ich würde mir etwas überlegen.“ Nach einem intensiven Gespräch von etwa zwei Stunden fragte Lipowitz: „Kann ich mich irgendwo umziehen? Ich will wieder zurück in meine Radklamotten und nach Hause fahren.“ Und dann trat er den mehr als 100 Kilometer langen Heimweg auf dem Rad an.
„Das war für mich ein erster Indikator“, erklärt Denk. „Wollen ist das eine, Talent das andere. Aber wenn der Wille da ist, dann ist schon viel Gutes vorhanden.“ Dank dieses starken Engagements ermöglichte Denk dem jungen Fahrer einen Platz beim Tirol KTM Cycling Team, wo Lipowitz erste kleinere Profirennen bestritt. „Dann kam er wieder zu uns zurück, und der Weg ging weiter“, so Denk.
Heute bezeichnet Denk die Karriere des 24-Jährigen als „Herzensprojekt“: „Es fühlt sich immer anders an, wenn Leute erfolgreich werden, die du von ganz klein an in diesem Sport begleitest, als wenn man viel Geld auf den Tisch legt und Peter Sagan kauft. Das sind auch tolle Momente, und ich will die Erinnerungen nicht missen, wenn Sagan für uns gewinnt. Aber wenn ein eigener Rennfahrer bei dir im Projekt Berufsfahrer wird – wie Emanuel Buchmann oder Pascal Ackermann – dann sind das noch einmal ganz andere, emotionale Momente.“