Anfang des Monats wurde Tadej Pogacars Rennkalender für das Frühjahr und den Frühsommer 2025 bestätigt. Mit Starts bei der UAE Tour, Strade Bianche, Milano-Sanremo und mehreren Kopfsteinpflaster-Klassikern deutet sein vollgepacktes Programm darauf hin, dass er seinen Giro-d'Italia-Titel wohl nicht verteidigen wird. Offiziell ist dazu noch nichts entschieden, doch Pogacar selbst betonte, dass er die Streckenveröffentlichungen des Giro und der Vuelta abwarten möchte, bevor er eine weitere Grand Tour neben der Tour de France in seinen Plan aufnimmt.
Mit der kürzlich bestätigten Strecke der Vuelta a España 2025 laufen nun die Spekulationen heiß: Wird Pogacar erstmals das Rote Trikot ins Visier nehmen? Dieses Symbol des Gesamtsieges bei der Vuelta fehlt dem Slowenen als einzigem Grand-Tour-Titel in seiner Sammlung.
Die Vuelta findet vom 23. August bis 14. September statt, was ihm nach der Tour de France (5. bis 27. Juli) 27 Tage zur Regeneration und Vorbereitung lässt. Doch ist das Double Tour-Vuelta für Pogacar machbar? Ein Blick auf die Strecke der Vuelta könnte Hinweise geben, ob dieses ambitionierte Ziel in Reichweite liegt – und wie sich die wenigen Fahrer, die dieses Double in der Vergangenheit erreicht haben, dabei schlugen.
Die Vuelta a España 2025 feiert ihr 90-jähriges Jubiläum mit einem besonderen Kurs, der in Piemont, Italien, startet. Die Strecke führt durch die Alpen und vier Länder – Spanien, Andorra, Italien und Frankreich – und hält hoch gelegene Zielankünfte, lange Anstiege und fordernde Etappen bereit. Zu den Highlights zählen berühmte Kletterpassagen wie der Alto de Angliru, La Farrapona und die Bola del Mundo, die das Rennen zu einer Herausforderung für die besten Bergfahrer machen.
Die erste Woche des Rennens ist jedoch moderater gestaltet, was Tadej Pogacar nach der Tour de France die Möglichkeit gibt, sich zu akklimatisieren und Kraft zu tanken. Diese Phase könnte ihm helfen, sich auf die anspruchsvolleren Abschnitte in der zweiten Rennhälfte vorzubereiten, um auf seinem höchsten Niveau zu performen. Dieses Jubiläumsrennen verspricht nicht nur Spannung, sondern könnte auch eine entscheidende Rolle in Pogacars Karriere spielen.
Woche eins
Die Vuelta a España 2025 beginnt mit einer Flachetappe in Turin, die den Sprintern eine frühe Möglichkeit bietet, um das Rote Trikot zu kämpfen. In den Etappen 2, 3 und 4 gibt es einige moderate Anstiege, die zwar erste Lücken in der Gesamtwertung schaffen könnten, für einen Fahrer wie Tadej Pogacar aber keine größeren Herausforderungen darstellen sollten.
Die 5. Etappe bringt ein Mannschaftszeitfahren, bei dem das UAE Team Emirates mit einer starken Aufstellung glänzen könnte, besonders mit Pogacar als Teil des Teams. Danach wird es auf den Etappen 6 und 7 deutlich anspruchsvoller. Die 6. Etappe führt über die Collada de Toses, einen Anstieg der Kategorie 1, und markiert den Beginn der Bergetappen.
Die 7. Etappe bietet mit zwei Anstiegen der Kategorie 2 und zwei der Kategorie 1 eine anspruchsvolle Strecke durch beeindruckendes Bergterrain. Für Pogacar dürfte dies ein entscheidender Tag sein, um nach der Belastung der Tour de France wieder in Topform zu kommen und seine Position im Gesamtklassement zu festigen. Diese erste Woche könnte also bereits wichtige Weichen für den weiteren Verlauf des Rennens stellen.
Etappe 13: die Königsetappe?
Die 13. Etappe der Vuelta a España 2025 könnte zweifellos als die Königsetappe des Rennens gelten. Mit dem legendären Alto de Angliru erwartet die Fahrer ein brutaler Anstieg, der mit Steigungen von bis zu 24 % zu den anspruchsvollsten im Radsport zählt. Diese Etappe könnte entscheidend für die Gesamtwertung sein, ähnlich wie 2023, als Roglic und Vingegaard den Führenden Sepp Kuss abhängten – ein Ereignis, das noch lange in Erinnerung bleibt.
Doch der Angliru ist erst der Anfang eines extrem fordernden Abschnitts der Vuelta. Bereits am nächsten Tag folgt die 14. Etappe mit dem Alto de la Farrapona, einem langen und kräftezehrenden Anstieg, der kaum Raum zur Erholung bietet. Für Tadej Pogacar könnten diese Etappen eine Schlüsselrolle spielen, da sie seine herausragenden Kletterfähigkeiten in den Fokus rücken. Entscheidend wird jedoch sein, wie gut er sich nach der Tour de France regenerieren kann, um auf diesem Terrain seine Stärke auszuspielen und um den Gesamtsieg zu kämpfen.
Das Finale der Bola del Mundo
Das Rennen der Vuelta a España 2025 endet für die Gesamtwertung mit einem epischen Kräftemessen auf der Bola del Mundo, einem berüchtigten Anstieg, der das Potenzial hat, das Klassement endgültig zu formen. Davor muss das Peloton in der letzten Woche noch mehrere anspruchsvolle Bergetappen bewältigen, die den Gesamtsieger des Rennens bestimmen werden. Für Tadej Pogacar, falls er antritt, wird die Regeneration zwischen der Tour und der Vuelta entscheidend sein – ähnlich wie bei seiner beeindruckenden Erholung zwischen Giro und Tour 2024.
Joxean Matxin, Teamchef von Pogacar beim UAE Team Emirates, lobte die Herausforderung der Vuelta-Route 2025 in einem Interview mit AS: "Diese zehn Bergankünfte, fünf oder sechs wirklich bergige Etappen, zwei Zeitfahren – es ist ein wirklich hartes Rennen." Besonders die beiden Zeitfahren könnten Pogacar zugutekommen, da sie eine Chance bieten, Zeit auf Rivalen gutzumachen, wie er es bereits bei der Tour und dem Giro 2024 erfolgreich getan hat.
Matxin betonte jedoch auch die Herausforderungen des kompakten Rennkalenders und des intensiven Wettbewerbs, die eine präzise Planung und strategische Umsetzung erfordern. Der anspruchsvolle Charakter der Strecke und ihre Struktur scheinen wie gemacht für Pogacar, vorausgesetzt, er kann seine außergewöhnliche Form erneut abrufen. Die letzte Woche wird somit zur entscheidenden Phase, in der sich der Gesamtsieg entscheidet.
Wenn sich Tadej Pogacar für die Vuelta entscheidet, stehen ihm nur 27 Tage zur Erholung nach der Tour de France zur Verfügung. Diese Doppelbelastung ist eine außergewöhnliche Herausforderung, doch einige der größten Namen des Radsports haben sie in der Vergangenheit gemeistert.
Jacques Anquetil war 1963 der erste Fahrer, dem das Tour-Vuelta-Double gelang. Mit diesem Triumph festigte die französische Legende ihren Platz in den Geschichtsbüchern des Radsports. Fünfzehn Jahre später schrieb Bernard Hinault ein weiteres Kapitel dieser exklusiven Erfolgsgeschichte. 1978 bewies er, dass Ausdauer und taktische Klasse ausreichen, um beide Grand Tours innerhalb einer Saison zu gewinnen.
In der modernen Ära ist Chris Froome das prominenteste Beispiel. Im Jahr 2017 dominierte er sowohl die Tour als auch die Vuelta, ein Meilenstein seiner Karriere. Mit seinem Sieg beim Giro im Mai 2018 hielt er kurzzeitig alle drei Grand-Tour-Titel gleichzeitig – ein außergewöhnlicher Erfolg.
Interessanterweise gelang selbst Eddy Merckx, der als einer der größten Fahrer aller Zeiten gilt, das Tour-Vuelta-Double nie. Dies unterstreicht die enorme Schwierigkeit, sich nach der Tour rechtzeitig zu erholen, gegen frische Konkurrenten zu bestehen und dabei auf höchstem Niveau zu fahren. Für Pogacar würde dieses Unterfangen nicht nur körperliche Stärke, sondern auch präzise Planung und mentale Härte erfordern.
In den letzten Jahren hat die Rivalität zwischen Pogacar und Jonas Vingegaard die Grand-Tour-Rennen dominiert. Und auch wenn sie bei unterschiedlichen Rennen antreten, konkurrieren sie immer noch. Vingegaard wäre 2023 beinahe der erste der beiden gewesen, der mehrere Grand Tours im selben Jahr gewonnen hat, denn nachdem er Pogacar bei der Tour de France besiegt hatte, schien er auch bei der Vuelta der stärkste Fahrer zu sein. Doch die Teamorder bei Jumbo-Visma hielt den Dänen zurück und sorgte dafür, dass Sepp Kuss die Vuelta gewann. Jumbo-Visma schrieb Geschichte, indem es alle drei Grand Tours in einem Jahr mit drei verschiedenen Fahrern gewann.
Ohne die teaminternen Vorgaben hätte Jonas Vingegaard möglicherweise bereits vor Tadej Pogacar eine dritte Grand Tour zu seiner beeindruckenden Sammlung hinzugefügt. Solche hypothetischen Szenarien werfen die Frage auf, wie die Dynamik zwischen den beiden besten Fahrern dieser Generation aussehen könnte, wenn sie sich in einem anderen Kontext messen würden.
Stellen Sie sich vor, Vingegaard und Pogacar treten in einem Rennen an, bei dem nicht das Gelbe Trikot, sondern eine andere Farbe – etwa das Rote Trikot der Vuelta – im Fokus steht. Ein solches Duell würde nicht nur die Spannung erhöhen, sondern auch neue Dimensionen ihrer Rivalität aufzeigen. Die Herausforderung, sich auf unbekannterem Terrain und in einem anderen taktischen Rahmen zu beweisen, könnte beiden Fahrern zusätzliche Motivation bieten und den Fans ein spektakuläres Rennen liefern. Vielleicht ist die nächste Saison genau die Gelegenheit, dieses außergewöhnliche Duell zu erleben.
Ja, es ist durchaus vorstellbar, dass Tadej Pogacar 2025 erneut seinen Höhepunkt erreicht. Mit 26 Jahren wird er in seiner absoluten Prime sein, was beeindruckend ist, wenn man bedenkt, wie dominant er bereits in der aktuellen Saison war. Zudem hat Pogacar in der Saison 2024 bewiesen, dass er selbst unter schwierigen Bedingungen herausragende Leistungen abrufen kann, und dass ihm mehrere Grand Tours in einer Saison durchaus liegen könnten.
Eine Herausforderung könnte entstehen, falls Jonas Vingegaard oder Remco Evenepoel beschließen, neben der Tour auch die Vuelta zu fahren. Dies würde die Konkurrenz erheblich verschärfen. Der einzige mögliche Kritikpunkt an Pogacars Giro-Sieg 2024 war, dass das Teilnehmerfeld nicht so stark besetzt war, sodass er nicht an seine absoluten Grenzen gehen musste, um den Titel zu holen.
Wenn Pogacar jedoch zwei aufeinanderfolgende Rundfahrten mit stärkeren Gegnern bewältigen möchte, wird die Qualität seiner Regeneration entscheidend sein. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass auch seine Rivalen denselben Herausforderungen der Erholung und Vorbereitung gegenüberstehen. Pogacars Vielseitigkeit und mentale Stärke könnten ihn dabei erneut zum Favoriten machen, vorausgesetzt, er findet die perfekte Balance zwischen Erholung und Training.
Die Vuelta a España 2025 bietet eine Strecke, die perfekt zu Tadej Pogacars außergewöhnlichen Kletterfähigkeiten passt. Mit legendären Anstiegen wie dem Alto de Angliru und der Bola del Mundo scheint das Rennen wie gemacht für den slowenischen Superstar. Doch das enge Zeitfenster zwischen der Tour de France und der Vuelta wirft die entscheidende Frage auf: Kann Pogacar zwei Jahre in Folge ein Grand Tour-Double schaffen?
Historisch gesehen haben nur die Besten der Besten dieses Kunststück vollbracht. Namen wie Jacques Anquetil, Bernard Hinault und Chris Froome sind Synonyme für diese außergewöhnliche Leistung – eine exklusive Gruppe, der Pogacar durchaus beitreten könnte. Sollte er die Vuelta 2025 in Angriff nehmen, könnte er nicht nur seine Vielseitigkeit unter Beweis stellen, sondern sich auch als einer der größten Fahrer seiner Generation festigen.
Ob Pogacar das Gelbe Trikot mit dem Roten kombinieren kann, bleibt abzuwarten. Angesichts seiner bisherigen Erfolge scheint es jedoch nur eine Frage der Zeit zu sein, bis er sein erstes Rotes Trikot gewinnt. Fans und Experten warten gespannt auf die Bekanntgabe seines endgültigen Rennprogramms für 2025, das klären wird, ob er sich dieser historischen Herausforderung stellt.
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— La Vuelta (@lavuelta) December 19, 2024
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