ANALYSE | Joao Almeidas Sieg über Jonas Vingegaard auf dem Angliru setzt eine verrückte Statistik der Vuelta a Espana fort

Radsport
durch Nic Gayer
Samstag, 06 September 2025 um 9:20
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Der Alto de l'Angliru zeigte am Freitag auf der 13. Etappe der Vuelta a Espana erneut seine furchterregende Seite. Joao Almeida setzte sich gegen Jonas Vingegaard durch und gewann den legendären asturischen Anstieg. Damit bestätigte der Portugiese eine der kuriosesten Statistiken im modernen Radsport: Bei der Vuelta hat bisher jedes Mal, wenn der Angliru erklommen wurde, der Führende des Rennens an diesem Tag nicht gewonnen. 2025 bildet hier keine Ausnahme.
Dies war zweifellos der größte Sieg in Almeidas bisheriger Karriere. Lange galt er als einer der besten Kletterer der Welt und als ernsthafter Kandidat für das Podium der Gesamtwertung. Heute katapultierte er sich in die absolute Elite, während Vingegaard einen Dämpfer hinnehmen musste und Almeida den Kampf um das Rote Trikot am Leben hält.

Überraschende Taktik auf dem Angliru

Almeida lobte nicht nur seinen eigenen Sieg, sondern äußerte sich auch zur Leistung seines Rivalen: „Ich habe jederzeit auf einen Angriff gewartet“, sagte er nach der Zielankunft. „Ich war überrascht, wie konservativ Jonas im Showdown war.“ Diese Worte fassen die Überraschung zusammen, die viele Fans und Experten empfanden: Viele hatten erwartet, dass der Däne an einem der härtesten Anstiege im Profiradsport angreifen würde. Doch vielleicht fehlten ihm einfach die Beine.
Jonas Vingegaard konnte heute nicht seinen dritten Etappensieg bei der Vuelta 2025 erringen
Jonas Vingegaard konnte heute nicht seinen dritten Etappensieg bei der Vuelta 2025 erringen
Der Angliru ist der große Gleichmacher im Radsport – eine brutale Asphaltwand, die selbst die stärksten Bergsteiger aus der Komfortzone reißt. Maximalsteigungen von 25 % und durchschnittlich über 13 % auf den letzten sechs Kilometern machen den Anstieg berüchtigt. Vingegaard, der nach zwei Etappensiegen in Rot startete, konnte Almeidas Endspurt nicht folgen und belegte Rang zwei.

Die Zahlen sprechen für sich

„Gewinnen? Du musst Jonas schlagen“, hatte Almeida am Vortag gesagt und die Erwartungslast auf Vingegaard anerkannt. Auf der härtesten Straße des Rennens bestätigte der Portugiese diese Aussage eindrucksvoll und besiegte den zweimaligen Tour-de-France-Sieger.
Historisch betrachtet ist der Angliru ein Prüfstein, den selbst die Größten der Szene nur selten bezwingen konnten. Abraham Olano wurde 1999 nur Fünfter, Robert Heras 2000 Dritter, Oscar Sevilla 2002 Elfter, Egoi Martinez 2008 23. Chris Froome kam 2017 auf Platz drei, Chris Horner 2013 auf zwei, Bradley Wiggins 2011 auf fünf, Primoz Roglic 2020 auf fünf und Sepp Kuss 2023 auf drei. 2025 folgt Jonas Vingegaard als Zweiter – und wieder bestätigt sich das Muster: Der Führende gewinnt den Angliru nie.

Kühnheit schlägt Konservatismus

Die taktische Dynamik auf dem Angliru machte deutlich, wie entscheidend Timing und Mut sind. Viele Spitzenfahrer gingen den Anstieg vorsichtig an, um sich nicht zu überfordern, doch diese Vorsicht kostete die Chance, sich in die Geschichte einzuschreiben. Almeida zeigte, dass Kühnheit belohnt wird – eine Botschaft, die ihn in den kommenden Tagen weiter motivieren dürfte.
Für Vingegaard war der zweite Platz ein kleiner Rückschlag, der seine Gesamtambitionen jedoch nicht gefährdet. Das Rote Trikot bleibt in seinen Händen, doch Fragen zu seinen Entscheidungen bleiben: Warum hat er nicht angegriffen? Hätte eine aggressivere Taktik das Ergebnis ändern können?

Almeida reiht sich in die Legenden ein

Die Gewinner des Angliru lesen sich wie ein Who-is-Who der Radsportgeschichte: Roberto Heras, Alberto Contador, Primoz Roglic – und jetzt Joao Almeida. Sein Sieg ist nicht nur ein Triumph über Vingegaard, sondern auch eine Bestätigung seines Status als Elitefahrer und ein weiterer Beleg für die legendäre Härte des Angliru.
Die Frage bleibt: Hat Vingegaard nicht angegriffen, weil er die Beine fehlten, oder weil Almeida ihn bis an seine Grenzen brachte? Und kann Almeida das Rote Trikot in den nächsten Tagen übernehmen? Die Antwort wird sich auf den kommenden Bergetappen zeigen.
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