Vor zwei Monaten verabschiedete sich
Romain Bardet beim Critérium du Dauphiné von der großen Straßenbühne. Mit 34 Jahren beendete er eine Karriere, die ihn zu einem der charismatischsten und beliebtesten Fahrer Frankreichs machte. Bardet war nicht nur ein Dauergast in den Top Ten der Tour de France, sondern auch ein Symbol für offensive Fahrweise, bergfeste Attacken und die Leidenschaft für ehrlichen Radsport. Doch nach seinem Abschied blieb es still um den Franzosen – bis jetzt.
Ein neues Kapitel auf Schotter
An diesem Wochenende hat Bardet erstmals offiziell gezeigt, wohin ihn seine sportliche Neugier zieht: auf den Schotter. Beim Gravel Grit’n Grind in Schweden bestritt er sein erstes UCI-Gravel-Rennen und schlug sich auf Anhieb beachtlich. Nach 146 Kilometern über Schotterstraßen, Hügel und technisch anspruchsvolles Terrain landete er auf Rang zehn. Mit nur 40 Sekunden Rückstand auf den niederländischen Sieger Jordan Habets war es ein Einstand, der deutlich macht, dass Bardet auch in dieser Disziplin mithalten kann.
Blick auf die Weltmeisterschaften
Mit dem Top-Ten-Resultat hat sich Bardet praktisch die Tür zu den Gravel-Weltmeisterschaften in diesem Jahr geöffnet. Angesichts seines Ehrgeizes und seiner Erfahrung dürfte die Qualifikation kaum noch in Gefahr sein. Die Aussicht, bei einem internationalen Großereignis nicht auf Asphalt, sondern auf Schotter um ein Spitzenresultat zu kämpfen, eröffnet Bardet neue sportliche Horizonte.
Alte Farben, neue Ziele
Interessant war zudem, dass Bardet beim Gravel-Debüt erneut in den Farben von
Team Picnic PostNL zu sehen war, inklusive seines vertrauten Equipments. Das legt nahe, dass zwischen Bardet und seinem bisherigen Team eine Vereinbarung getroffen wurde, die über sein Straßen-Karriereende hinausgeht. Offenbar unterstützt das Team den Franzosen dabei, sein Gravel-Abenteuer zu starten – zumindest bis zum Ende der laufenden Saison.
Ein Fahrer auf der Suche nach Freiheit
Bardets Wechsel in die Gravel-Szene ist mehr als nur eine sportliche Randnotiz. Er spiegelt einen Trend wider: Immer mehr ehemalige Straßenprofis entdecken die Freiheit und Abenteuerlust dieser jungen Disziplin. Keine Teamtaktik, weniger Druck, mehr Nähe zu den Fans – genau das, was viele Rennfahrer nach langen Jahren im strukturierten WorldTour-Kalender suchen. Für Bardet könnte Gravel zur perfekten Fortsetzung seiner Karriere werden: ein Ort, an dem er weiter Rennen fahren, sich messen und seine Leidenschaft ausleben kann – ohne den Zwang des Profi-Alltags.