Der Wechsel von
Remco Evenepoel zu
Red Bull - BORA - hansgrohe am Ende der Saison 2025 ist zweifellos der spektakulärste Transfer dieses Jahres – vielleicht sogar des gesamten Jahrzehnts. Seit seinem 18. Lebensjahr war der Belgier eng mit
Soudal - Quick-Step verbunden. Doch die einst so enge Partnerschaft zerbrach zunehmend. Spätestens nach seinem enttäuschenden Abschneiden bei der Tour de France, die er zur Halbzeit aufgeben musste, war klar: Die Wege würden sich trennen.
Ein geplatzter Traum bei der Tour
Die Tour de France 2025 sollte Evenepoels ganz großer Moment werden. Doch die Realität sah anders aus. Schon früh verlor er wertvolle Sekunden im Seitenwind – ausgerechnet sein Quick-Step-Team, sonst bekannt für taktische Cleverness in genau solchen Situationen, konnte ihn nicht schützen. „Er war schon besorgt, weil er auf der ersten Etappe bei Seitenwind Zeit verloren hat. Und man sollte meinen, dass Quick-Step normalerweise das Team ist, das die Strafen verteilt und nicht einsteckt“, analysierte
Tejay van Garderen im Podcast Beyond The Podium.
Im weiteren Verlauf der Rundfahrt wurde deutlich, dass Evenepoel nach seiner langen Verletzungspause nicht die nötige Form hatte, um sich mit Jonas Vingegaard oder Tadej Pogacar zu messen. „Sein Körper war nach der Pause noch nicht bereit, sich wieder auf das Niveau eines Podiumsplatzes bei der Tour zu begeben“, kommentierte der britische Radsport-Kommentator Phil Liggett.
Mentale Last und interne Spannungen
Neben den körperlichen Problemen trug Evenepoel offenbar auch eine erhebliche mentale Belastung mit sich herum. Van Garderen vermutet, dass die laufenden Vertragsverhandlungen und juristischen Fragen im Hintergrund ihre Spuren hinterließen: „Das muss eine mentale Last sein, die er mit sich herumtrug und die all die anderen Probleme noch verstärkte.“
Hinzu kamen Spannungen innerhalb der Mannschaft. Quick-Step fuhr die Tour mit geteilten Zielen – ein Teil des Teams war auf Sprinter Tim Merlier ausgerichtet, während die andere Hälfte für Evenepoel fuhr. Für den Belgier, der es gewohnt ist, unumstrittener Kapitän zu sein, muss diese Situation irritierend gewesen sein.
Der Rückzug – und die schnelle Wende
Als Evenepoel schließlich in der zweiten Woche das Handtuch warf, schien es zunächst wie ein sportlicher Tiefpunkt. Doch nur wenige Tage später folgte die Ankündigung, die die Radsportwelt erschütterte: der Wechsel zu Red Bull - BORA - hansgrohe.
Liggett deutet an, dass beides miteinander verbunden sein könnte: „Ich habe mich gefragt, ob es etwas gab, von dem wir nichts wussten – ob die Anwälte schon daran arbeiteten, einen Ausstieg aus dem Vertrag zu ermöglichen. Sobald er aus der Tour ausgestiegen war, kam die Ankündigung. Vielleicht haben diese Sorgen im Hintergrund seine Begeisterung für die Tour verdrängt.“
Ein Neuanfang mit Red Bull
Mit dem Wechsel zu Red Bull - BORA - hansgrohe beginnt für Evenepoel nun ein neues Kapitel. Das deutsche Team, unterstützt von einem finanzstarken Sponsor, bietet ihm die Chance, in einer Umgebung neu durchzustarten, die ganz auf ihn zugeschnitten ist. Nach den Enttäuschungen des Sommers wird es spannend sein zu sehen, ob Evenepoel dort wieder zu seiner alten Stärke zurückfindet – und ob er endlich in der Lage sein wird, den ultimativen Traum eines jeden Radprofis zu erfüllen: den Sieg bei der Tour de France.