Sven Nys: „Der Erfolg kommt später“ – Tour-Debüt soll Thibau im Cross an die Spitze bringen

Cyclocross
Freitag, 31 Oktober 2025 um 23:30
eliiserbyt thibaunys
Das Cyclocross-Peloton rüstet sich – denn einer der größten Stars der Szene kehrt zurück. An diesem Wochenende feiert Europameister Thibau Nys auf dem legendären Koppenberg seinen Saisoneinstand 2025/26. War das Cross-Geschehen bislang noch von „Aufwärmcharakter“ geprägt, wird mit dem belgischen Meister ein ganz neues Leistungsniveau erwartet. Der 23-Jährige kommt mit Rückenwind aus einem starken Sommer inklusive Tour-de-France-Debüt – und will vom ersten Moment an um Siege fahren.
Genau darin sieht Sven Nys den entscheidenden Unterschied seines Sohnes gegenüber der Konkurrenz. „Wir werden den Gewinn der Tour de France nicht sofort sehen“, erklärt der Teamchef der Baloise Trek Lions im Gespräch mit WielerFlits. Die große Landesrundfahrt sei vor allem ein langfristiger Entwicklungsschub – physisch wie mental. Und genau diesen Effekt erwartet er nun im Herbst und Winter.
„Es wird sich nicht nur in einer besseren Beschleunigung zeigen. Vielmehr wird es die Konstanz sein“, sagt Nys. „Eine Tour zu Ende zu fahren – und das auf diese starke Art – wird sich definitiv auszahlen. Alle kämpfen dort ums Überleben, aber Thibau hatte am Ende noch Körner übrig. Er war nicht am Limit. Das macht einen Unterschied.“
Wie gut wird Nys schon beim Comeback sein? Vater Sven zeigt sich zuversichtlich: „Ich gehe davon aus, dass er nächste Woche bereit ist, um den Sieg mitzufahren. Thibau ist jemand, der offensiv Rennen fährt – das wird dem ganzen Team einen Schub geben. Er wollte unbedingt am Koppenberg starten, und wir haben intensiv genau darauf hingearbeitet.“
Doch der Doppelkalender aus Straße und Cross verlangt klare Prioritäten: „Jeder Tag zählt. Wer in zwei Disziplinen Großes vorhat, muss Entscheidungen treffen. Natürlich ist es am Koppenberg noch früh – aber ich glaube fest daran, dass es möglich ist.“
Thibau Nys war gegen Ende seiner Straßensaison überlastet
Thibau Nys war gegen Ende seiner Straßensaison überlastet

Gegen die Wand gefahren

Das Ende seiner Straßensaison kam früher als ursprünglich geplant. Nach einem erfolgreichen Frühjahr – gekrönt vom Sieg beim GP Miguel Indurain (1.Pro) – sammelte Thibau Nys in weniger als fünf Monaten satte 44 Renntage. Sein Saisonabschluss erfolgte bereits Ende August beim Bretagne Classic. Die geplanten Rennstarts in Kanada mussten gestrichen werden: Die Müdigkeit war zu groß, und eine weitere Belastung hätte sich negativ bis in die Wintersaison hineinziehen können.
„Danach konnte er zwei Wochen lang gar nicht mehr Rad fahren“, erzählt Vater Sven Nys. „Er konnte endlich einmal die Dinge machen, die jeder junge Mann in seinem Alter gerne tut: Freunde treffen, essen gehen, sich anderen Hobbys widmen. Einfach den Kopf freibekommen.“

Von Anfang an zum Sieg bereit

„Diese Pause war nicht nur körperlich wichtig nach einem so intensiven Sommer, sondern auch mental“, erklärt Sven Nys. „Nach diesen zwei Wochen kam der Hunger zurück – der Wille, wieder alles zu geben und in dieser Disziplin ganz vorne mitzuspielen. Ich habe gesehen, wie dieses Feuer von Woche zu Woche größer wurde, und jetzt steht der Koppenbergcross direkt vor der Tür. Ich bin überzeugt, dass er von Beginn an in starker Form sein wird.“
Thibau Nys kommt in Koppenberg kurz in den Genuss des Europameistertrikots
Thibau Nys kommt in Koppenberg kurz in den Genuss des Europameistertrikots
In der Saison 2024/25 feierte Thibau Nys fünf Cyclocross-Siege – darunter der europäische und der belgische Meistertitel als absolute Höhepunkte. In diesem Winter will er noch mehr: eine neue Stufe erreichen. „Wir starten vorne und versuchen, gleich in den ersten Rennen stark abzuschneiden“, sagt Vater und Teamchef Sven Nys. „Daraus soll er das Selbstvertrauen ziehen, das er für die nächsten Aufgaben braucht.“
Obwohl Thibau zunächst nicht im ursprünglichen Aufgebot für die Heim-EM in Middelkerke stand, hat er als Titelverteidiger natürlich Startrecht. Doch die Konkurrenz ist groß – und die Strecke nicht unbedingt auf seinen Leib geschneidert. „Den Europameistertitel zu verteidigen, wird nicht einfach“, betont Sven. „Die Runde liegt ihm nicht perfekt. Aber mit guter Form kann man immer etwas mehr herausholen. Wir werden sehen, ob die Fitness ausreicht.“
Die Baloise Trek Lions (vormals Baloise Glowi Lions) bleiben der Maßstab im Crosspeloton. Lucinda Brand ist bereits wieder in Siegerlaune, Pim Ronhaar sorgte mit drei zweiten Plätzen für starke Ergebnisse – und nun stößt auch Thibau wieder dazu.
„Wir entwickeln uns klar weiter“, erklärt Sven Nys. „In den letzten Wochen standen wir konstant auf dem Podium. Mit Pim haben wir jemanden, der um Siege fährt, und man sieht, wie sich Lars van der Haar steigert. Wir sind zuversichtlich. Natürlich kann ich auch mal mit Platz zwei leben – aber insgesamt sieht es sehr gut aus für die kommenden Wochen.“
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