Thibau Nys zurück im Cross: Wird er Van der Poel und Van Aerts größter Herausforderer?

Die Elite-Cyclocross-Saison der Männer könnte mit der Rückkehr von Europameister Thibau Nys eine entscheidende Wendung nehmen. An diesem Wochenende gibt der 22-jährige Belgier sein Comeback auf dem Koppenberg – einem der kultigsten und zugleich härtesten Kurse des Sports. Während noch offen ist, wann Mathieu van der Poel und Wout van Aert in ihre Wintersaison einsteigen, richtet sich der Blick der Szene zunächst auf Nys: Kann er früh die Führung in der Gesamtwertung übernehmen?

Analyst Bart Wellens hält Nys’ Comeback für richtungsweisend. „Für die meisten Fahrer wäre der Koppenberg ein viel zu hartes Rennen, um damit einzusteigen. Aber Thibau gewinnt sein erstes Rennen oft – oder liefert zumindest eine sehr starke Leistung ab“, sagte er gegenüber Het Nieuwsblad.

Der ehemalige Weltmeister erklärte zudem, dass Nys sowohl den Koppenbergcross als auch die Europameisterschaft in Pontchâteau eine Woche später als zentrale Saisonziele anvisiert. Entsprechend groß sei die Vorfreude. „Er hat sogar gefragt, ob er schon in Overijse starten darf. Das zeigt, dass er entweder so heiß auf sein Comeback ist, dass er nicht länger warten kann – oder dass er nervös ist und vor dem Koppenberg noch Rennhärte sammeln wollte“, so Wellens.

Wellens sieht Nys nun vor der Aufgabe, seine rohe Brillanz in über den ganzen Winter hinweg abrufbare Konstanz zu verwandeln. „Ich bin wirklich gespannt, ob Thibau im Vergleich zum letzten Winter den nächsten Schritt gemacht hat“, sagte er. „Damals hat er ein paar großartige Rennen gewonnen, aber an der Regelmäßigkeit muss er noch arbeiten. Thibau sollte ein Fahrer sein, der selbst auf Strecken, die ihm nicht liegen, Woche für Woche unter den Top Drei oder Vier landet. Ich glaube, er beginnt mittlerweile auch, genau das von sich selbst zu erwarten.“

Neben der Rückkehr von Nys hob Wellens auch die taktische Intelligenz hervor, die am Wochenende anderweitig zu sehen war. Sowohl Fem van Empel als auch Michael Vanthourenhout hätten in Heerde und Overijse nicht durch pure Kraft, sondern durch Rennübersicht triumphiert. „Die klügsten Fahrer haben gewonnen“, sagte er – und stellte dabei die abgeklärte Präzision von Van Empel der Übermotivation von Aniek van Alphen gegenüber. Auch Vanthourenhouts Geduld zahlte sich aus, während Pim Ronhaars aggressive Fahrweise ins Leere lief.

Mit der weiterhin ungeklärten Frage, wann Mathieu van der Poel und Wout van Aert in die Saison einsteigen, könnte Nys’ Koppenberg-Debüt nun den Ton für den gesamten Winter vorgeben – und erste Hinweise liefern, ob Belgien bereits seinen nächsten großen Allrounder im Cyclocross gefunden hat, der bereit ist, die beiden Superstars herauszufordern.