„Es fühlt sich an wie der Elefant im Raum“ – Cameron Mason peilt seinen ersten großen Cyclocross-Sieg an

Cyclocross
Donnerstag, 27 November 2025 um 17:30
cameron mason
Cameron Mason betont, dass er in diesem Winter die beste Form seiner Karriere zeigt – doch der ersehnte Durchbruchssieg schwebt weiter über ihm, ein Meilenstein, der ihm zunehmend im Kopf herumgeht.
In einem ausführlichen Gespräch mit Sporza erklärte der 25-Jährige, er sei so nah wie nie daran, endlich auf die oberste Stufe eines großen Klassements zu steigen.
„Es fühlt sich ein bisschen an wie der Elefant im Raum, dieser erste große Sieg“, gibt er zu. „Aber er kann in jedem Cross passieren. Irgendwann muss einfach alles zusammenfallen.“
Nach Jahren voller Versprechen, Glanzmomente und eines britischen Meistertitels markiert dieser Winter den klaren nächsten Schritt. Zweite Plätze auf dem Koppenberg und in Hamme sowie eine Serie von Top-5- und Top-6-Ergebnissen haben den Seven-Racing-Fahrer fest unter die Rennspitzen katapultiert – und ihn im Oktober und November zum engsten Herausforderer von Thibau Nys gemacht.

Ich wusste, dass ich mein bestes Level aller Zeiten erreiche

Für Mason ist der Aufschwung keine Überraschung. Der letzte Winter war vorbei, bevor er richtig begann – dieser nicht. „Letzten Winter ging alles schief, weil ich sechs Tage vor dem ersten Rennen krank wurde“, erinnerte er sich. „Meine Form hat stark gelitten. Woche für Woche fuhr ich weit hinter meinen Zielen hinterher.“
Erst zu Weihnachten fühlte er sich wieder wie er selbst – „Ich fand langsam zu mir zurück, mit Platz fünf in Hulst und dem britischen Titel“ – doch der Schaden war bereits angerichtet. Diesmal kam er gesund, frisch und, entscheidend, selbstbewusst an.
„Ich wusste, dass ich mein bestes Level aller Zeiten erreichen würde, denn physisch und mental war ich noch nie so gut in eine Cross-Saison gestartet“, sagte er Sporza. „Aber ich wusste nicht, zu welchen Resultaten das führen würde.“
Herausgekommen ist Konstanz an der Spitze: Zweiter am Koppenberg, Zweiter in Hamme, Fünfter bei den Europameisterschaften und eine Reihe von Topplatzierungen in Merksplas, Essen, Ardooie sowie beim Weltcup-Auftakt in Tabor.
Doch das fehlende Puzzleteil, dieser schwer greifbare Prestige-Sieg, bleibt das, was er am meisten anstrebt.
Cameron Mason
Mason in Aktion

Ein Fahrer, der sich in Belgien zu Hause fühlt — und das mit Sprache unterstreicht

Masons schneller Aufstieg wird von etwas begleitet, das Fans in Belgien besonders schätzen: seinem bemerkenswert flüssigen Niederländisch. In Hamme überraschte er damit die Zuschauer und verwirrte anfangs sogar den Interviewer, als Sporza ihn für dieses Gespräch anrief.
„Wie ich ein bisschen Niederländisch spreche?“, lachte er. „Ich fahre seit mehreren Jahren für ein belgisches Team und versuche, so viel Niederländisch wie möglich mit meinen Teamkollegen, Mechanikern und Betreuern zu sprechen.“
Er warf sogar ein Lieblingswort ein – Schildpad – und erklärte, dass er Schottland zwar nicht dauerhaft gegen Belgien tauschen werde, aber eine Vorliebe für lokale Spezialitäten entwickelt habe: „Ich bin ein riesiger Fan eurer Friterien. Vor allem Pommes mit Currywurst – in der Veggie-Version.“
Das passt zum Bild eines Fahrers, der sich in Boom ein stabiles Leben aufgebaut, die Szene angenommen und sich mit Racing und Humor – nicht zuletzt dank seines inzwischen berühmten Schnurrbarts – die Sympathien der Fans erarbeitet hat.

Während der Rennen rufen Fans „schöner Schnurrbart"

Der Schnurrbart begann als Experiment in der Off-Season. Inzwischen ist er Markenzeichen und unerwarteter Publikumsliebling. „In der Off-Season habe ich mich einfach nicht rasiert und fand, dass es mir steht“, sagte Mason. „Während der Rennen rufen Fans ‘schöner Schnurrbart’ zu mir. Ich habe auch schon ‘Bürste’ und ‘Schnurrbartmann’ gehört. Alles sehr lustig. ‘Snorremans’ klingt eigentlich nach einem coolen Spitznamen.“
Damit rückte er, wie Sporza scherzte, in die Umlaufbahn einer weiteren belgischen Schnurrbart-Ikone: Victor Campenaerts. Mason nimmt den Vergleich gelassen – auch, weil er noch etwas mit dem belgischen Zeitfahrspezialisten teilt.
„Ich habe seit Jahren einen YouTube-Kanal, auf dem ich meine Rennen auf meine Art analysiere – an guten und schlechten Tagen“, erklärte er. „Das Schneiden kostet Zeit, aber ich mache das gern.“
Cameron Mason ist dreifacher britischer Cross-Meister
Mason ist dreifacher britischer Cross-Meister

Ein sich wandelndes britisches Umfeld — und die Olympia-Frage

Trotz seiner Formexplosion räumt der Brite ein, dass seine Leistungen zu Hause kaum sichtbar sind – vor allem wegen Übertragungsbeschränkungen. „In Großbritannien sind alle Cross-Rennen hinter einer Paywall bei Discovery+. Ein Abo kostet 45 € im Monat“, erklärte er. „Ab nächster Saison werden selbst die Tour und die Klassiker nicht mehr frei empfangbar sein.“
Eine Verschiebung, die dem Sport im Vereinigten Königreich schaden könnte. Mason wirbt deshalb engagiert für die olympische Aufnahme von Cyclocross: „Wenn ich Leuten in Großbritannien sage, dass ich Cross fahre und das kein olympischer Sport ist, schalten sie ab. Würde Cyclocross zu den Winterspielen kommen, würde das das Sponsorinteresse pushen. Eine echte Win-win-Situation.“
Und ja, ein Olympiastart steht fest auf seiner persönlichen Wunschliste.

Ich hätte wirklich gern einen dieser großen Kopfsteine

Masons Ziele sind erfrischend klar und geerdet. Er scheut sich nicht, die Trophäen beim Namen zu nennen, die er gewinnen möchte. „Ich hätte wirklich gern einen dieser großen Kopfstein-Crosssiege, zum Beispiel die Koppenbergcross“, sagte er. „Ein realistisches Ziel — ich war schon ein paar Mal nah dran.“
Auch Meisterschaften liegen ihm am Herzen. „Bei den European Championships war ich schon einmal Zweiter. Dieses blaue Sternentrikot ist enorm wichtig.“
Die World Championships? Das sei eine andere Herausforderung. „Die WM ist wegen Mathieu van der Poel eine ganz andere Geschichte“, räumte er ein. Dennoch glaubt er, dass ihm der Kurs in Hulst entgegenkommen sollte.
Vor all dem steht jedoch ein Ziel über allem: sein erster großer Sieg — das Resultat, das seinem Level endlich gerecht wird, das er Woche für Woche zeigt. „Es kann in jedem Cross passieren. Einmal muss einfach alles zusammenfallen.“
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