Mit einer eindrucksvollen Machtdemonstration hat
Marlen Reusser das Einzelzeitfahren der Frauen bei der
Weltmeisterschaft gewonnen und sich das begehrte Regenbogentrikot für die Schweiz gesichert. Die 32-Jährige stoppte die Uhr nach 43:09 Minuten und fuhr dabei einen herausragenden Schnitt von 43,3 km/h auf dem anspruchsvollen Kurs in Ruanda.
Anna van der Breggen holte Silber, während
Demi Vollering nach einem harten Kampf Bronze vor der Australierin Brodie Chapman verteidigte.
Der 31,2 Kilometer lange Parcours von Kigali war alles andere als ein klassischer flacher Kampf gegen die Uhr. Mit rund 500 Höhenmetern verlangte er sowohl pure Kraft als auch starke Kletterbeine. Nach einem schnellen, flachen Auftakt wartete die Côte de Nyanza – 2,4 Kilometer bei sechs Prozent Steigung – bevor eine schnelle Abfahrt in den sanfteren Anstieg auf derselben Anhöhe führte: 6,6 Kilometer mit 3,5 Prozent im Schnitt. Der eigentliche Stich kam allerdings ganz am Ende: die Kopfsteinpflaster-Rampe der Côte de Kimihurura, 1,3 Kilometer bei fast sechs Prozent, gefolgt vom letzten, stetig ansteigenden Abschnitt bis zur Ziellinie am markanten Kigali Convention Centre.
Für große Begeisterung beim einheimischen Publikum sorgte zunächst die ruandische Meisterin Xaverine Nirere, die als Erste von der Startrampe rollte und mit 50:07 Minuten eine frühe Bestzeit setzte. Unter den Favoritinnen eröffnete 2020-Weltmeisterin Anna van der Breggen die Jagd auf die Medaillen. Am ersten Zeitcheck glänzte sie mit 16:50 Minuten und fast 38 km/h im Schnitt, während Soraya Paladin zwischenzeitlich mit 48:36 Minuten die provisorische Führung übernahm.
Van der Breggen kam schließlich nach 44:01 Minuten ins Ziel – eine Marke, die lange Zeit nach Sieg roch. Doch dann startete Reusser ihre fulminante Fahrt: Die Schweizer Zeitfahrspezialistin war in einer eigenen Liga unterwegs und nahm der Niederländerin am Ende satte 52 Sekunden ab. Brodie Chapman schob sich mit 44:30 Minuten zunächst auf Rang drei.
Demi Vollering sorgte derweil für Spannung. Am ersten Zwischenzeitpunkt lag sie weniger als eine Sekunde hinter Reusser, doch am zweiten Check verlor sie Boden auf van der Breggen und musste im Finale alles geben, um Bronze zu retten. Das gelang ihr – die Britin Anna Henderson landete in 44:47 Minuten auf Rang sieben und damit außerhalb der Medaillenränge.
An Reussers entfesselter Fahrt konnte letztlich niemand rütteln. Mit dieser eindrucksvollen Vorstellung krönt sich die Schweizerin verdient zur Weltmeisterin im Einzelzeitfahren, streift das Regenbogentrikot über und untermauert ihren Status als aktuell beste Zeitfahrerin der Welt.