Zehn Etappen, keine Pause – erst jetzt gönnt sich das Feld der
Tour de France 2025 einen Moment zum Durchatmen. Die Organisatoren der ASO hatten bewusst entschieden, den ersten Ruhetag auf den Dienstag nach dem Bastille Day zu verschieben und das französische Nationalfest mit einer besonders anspruchsvollen Etappe zu krönen.
Der Auftakt der 112. Ausgabe war alles andere als ruhig: Klassikerfahrer setzten explosive Akzente, das Terrain stellte Fahrer wie Teams gleichermaßen auf die Probe – und mit
Tadej Pogacar blieb der vielleicht gefährlichste Mann im Feld stets in Lauerstellung. Doch am meisten Aufsehen erregte Mathieu van der Poel: Nach Jahren der Selbstzweifel wirkt der Niederländer endlich wieder im Einklang mit der Tour.
„Weniger Massensprints, mehr Dynamik“ – das neue Etappenprofil überzeugt
Für Streckendesigner Thierry Gouvenou ist das Konzept bislang aufgegangen. „Wir sind sehr zufrieden“, sagte er dem Algemeen Dagblad. „Überall standen die Menschen dicht gedrängt an der Strecke, und wir haben viel positives Feedback erhalten.“ Dass das Rennen lebendiger wirkt, sei kein Zufall: „Wir wollten die Zahl der flachen Etappen reduzieren. Im Vorjahr hatten wir acht oder neun Chancen für die Sprinter – das war einfach zu viel.“
Ben Healy führt die Tour nach zehn Etappen an
Das neue Profil bringt mehr Variation ins Renngeschehen. „Friedenssprints“, wie Gouvenou sie nennt, verlieren zunehmend ihren Reiz: „Die Teams greifen nicht mehr an, weil sie wissen, dass es selten etwas bringt.“ Nun gibt es mit fünf bis sechs echten Sprintankünften deutlich mehr Balance – ein Ansatz, den viele Fans und Fahrer begrüßen.
Starke Bastille-Etappe, aber Bergetappen am Wochenende fehlen
Trotz aller Zufriedenheit sieht Gouvenou auch Verbesserungspotenzial. Besonders das Fehlen einer klassischen Bergetappe am ersten Wochenende stört den Franzosen: „Das hätte besser sein können. Wir bevorzugen Bergetappen am Wochenende, aber das ließ sich dieses Mal nicht umsetzen.“
Dafür überzeugte die Bastille-Etappe umso mehr. Simon Yates feierte einen dramatischen Sieg, während Ben Healy im gelben Trikot glänzte – ein starkes Bild am Nationalfeiertag. „Der 14. Juli ist für Frankreich ein sehr wichtiger Tag – und wir hatten eine tolle Etappe dafür.“
„Ich kann nicht alles kontrollieren“ – ein realistischer Blick hinter die Kulissen
Gouvenou weiß: Selbst die beste Planung bietet keine Erfolgsgarantie. „Auch wenn ich glaube, die perfekte Strecke gefunden zu haben – organisieren wir die Tour zehnmal, wird sie nicht zehnmal großartig“, sagt er offen. „Dazu gehören zu viele Faktoren: Wetter, Taktik, der Wille der Fahrer, die Form der Favoriten. Ich kann nicht alles beeinflussen.“
Trotzdem: Nach zehn Etappen steht fest – die Tour 2025 bietet Spannung, Emotionen und sportliche Klasse. Die zweite Hälfte kann kommen.