„Wenn du hier nicht frisch bist, bist du erledigt“ – Tadej Pogacar vor WM-Straßenrennen in Kigali unter Druck

Radsport
Dienstag, 23 September 2025 um 11:36
Tadej Pogacar
Tadej Pogacars Mission, sein Regenbogentrikot zu verteidigen, steht schon vor dem Straßenrennen in Kigali am Sonntag auf der Kippe. Diese Einschätzung stammt vom belgischen Nationalmannschaftsarzt Kris Van der Mieren, der Ruandas besondere Mischung aus Hitze und Höhenlage als entscheidenden Faktor sieht. Fahrer, denen Frische fehlt, würden dort „brutal bloßgestellt“.
Das Zeitfahren am Donnerstag zeigte, wie gnadenlos die Bedingungen sein können. Remco Evenepoel holte sich mit einem dominanten Auftritt seinen dritten WM-Titel in Serie. Er überholte Pogacar auf der Strecke und nahm ihm bis ins Ziel fast drei Minuten ab. Während Jay Vine und Ilan van Wilder die weiteren Podiumsplätze belegten, musste sich Pogacar mit Rang vier begnügen – eine Sekunde hinter Van Wilder.

Höhenlage als Schlüssel

Für Van der Mieren liegt der Unterschied im permanenten Fahren auf 1.400 bis 1.500 Metern Höhe. „Wenn du hier nicht frisch bist, bist du erledigt“, sagte er bei Sporza. „Du spürst sehr schnell, wie sich die Schlinge zuzieht. Wer nicht topfit ist, wird zehnfach bestraft. Ohne Frische hast du keine Chance.“
Diese Warnung trifft direkt auf Pogacar zu. Der Slowene hatte nach der Tour de France Ermüdung eingeräumt, litt vor den Rennen in Kanada an einer Erkrankung und absolvierte eine lange Flugreise auf der Jagd nach weiteren Renntagen. „Vielleicht steckt ihm der Jetlag noch in den Knochen“, mutmaßte Van der Mieren. „Wenn er das diese Woche loswird, könnte es ihm helfen. Wenn nicht, wird er am Sonntag gegen einen super Evenepoel antreten müssen.“

Warum Van Wilder glänzte – und Pogacar strauchelte

Van Wilders Bronzemedaille überraschte viele, für Van der Mieren passt sie jedoch perfekt zu seiner Physiologie. Manche Fahrer, so der Arzt, verkraften den Höhenstress schlicht besser. „Ilan ist einer der Glücklichen. Er verliert in 1.500 Metern Höhe weniger Kraft“, erklärte er.
Van der Mieren verglich den Körper mit drei „Motoren“: Fettverbrennung, aerobe Zuckerverbrennung und das anaerobe System ohne Sauerstoff. In der Höhe dominiert der dritte Motor, der sowohl genetische Vorteile als auch absolute Frische erfordert. „Ein müder Körper kann keine großen anaeroben Anstrengungen leisten“, so Van der Mieren. Genau hier könnte Pogacar den Kürzeren gezogen haben. Evenepoel hingegen konnte dank Frische und passender Physiologie brillieren.

Ausblick auf Sonntag

Das Straßenrennen in Kigali verspricht nicht weniger Härte. Temperaturen um 27 Grad wirken harmlos, doch in Verbindung mit der Höhenlage verschärfen sie die Belastung. Van der Mieren rechnet mit einem Leistungsunterschied von „fünf bis zehn Prozent“ – genug, um Sieg und Niederlage zu entscheiden.
Für Belgien stehen die Chancen glänzend, sollte Evenepoel seine Form halten. Pogacar hingegen droht an den Grenzen seines Körpers zu scheitern. Sollte sich Van der Mierens Prognose bewahrheiten, könnte das Regenbogentrikot für den Titelverteidiger außer Reichweite bleiben.
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