Tobias Johannessen war einer der Überraschungsstars der Tour de France 2025. Zwar hatte der 26-jährige Norweger schon zuvor immer wieder sein Potenzial aufblitzen lassen, doch seine Konstanz über drei Wochen hinweg war eine der Entdeckungen des Sommers. Mit seinem sechsten Platz in der Gesamtwertung sammelte Johannessen stolze 520 UCI-Punkte – ein entscheidender Beitrag dazu, dass
Uno-X Mobility in der Teamrangliste an Cofidis vorbeizog und sich eine WorldTour-Lizenz für die kommenden drei Jahre sicherte. Ein historischer Erfolg für die Mannschaft, die ausschließlich aus norwegischen und dänischen Fahrern besteht.
Nach dieser Leistung blieb das internationale Interesse an Johannessen natürlich nicht aus. Zahlreiche Teams sollen sich um seine Unterschrift bemüht haben. Doch für Tobias, der gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Anders für Uno-X fährt, war die Entscheidung, in der Heimat zu bleiben, eine einfache. Sein aktueller Vertrag läuft zwar noch bis 2026, doch eine Verlängerung scheint nur eine Frage der Zeit.
„Es gibt eigentlich nichts Neues zu berichten – es hat sich nichts geändert, wenn es darum geht, wohin wir wollen“,
erklärte Johannessen im Sykkelpodden-Podcast von TV 2 und spielte damit auf seine wiederholte Loyalität zum Team an. Auf weitere Fragen reagierte er mit einem Augenzwinkern: „Da müsst ihr mit [Thor] Hushovd sprechen“, sagte er lachend.
Tobias hat einen nicht minder talentierten Zwillingsbruder Anders, der dieses Jahr bei der Slowenien-Rundfahrt triumphiert hat.
Teammanager Hushovd bestätigte die gegenseitige Wertschätzung: „Es besteht kein Zweifel, dass beide Zwillinge für uns von großem Interesse sind – als Fahrer, aber auch als Menschen. Wir werden alles tun, um sie langfristig zu halten“, sagte der frühere Weltmeister. „Wenn zwei Parteien dasselbe wollen, dann sollte es auch möglich sein, das umzusetzen.“
Schritt ins Ungewisse
Das Jahr 2026 markiert für Uno-X Mobility einen großen Schritt ins Unbekannte. Statt wie bisher eine Grand Tour pro Saison sowie ausgewählte Etappenrennen und Klassiker zu bestreiten, steht dem norwegisch-dänischen Team nun erstmals ein vollständiger WorldTour-Kalender bevor. Doch für Tobias Johannessen ist dieser Sprung weniger Wagnis als logische Konsequenz. „Wir sind bereit für diesen Schritt“, sagt er überzeugt. „Wir haben uns schon seit Jahren auf dieses Niveau vorbereitet und darum bemüht, eine WorldTour-Lizenz zu bekommen. Jetzt ist es endlich soweit.“
„Sowohl für uns als auch für das Team ist das ein großer Schritt – vor allem im Hinblick auf die Grand Tours“, sagt Johannessen. „Wir hatten das Glück, bei fast allen Eintagesklassikern starten zu können, die wir wollten. Aber jetzt ist unser Team bereit für mehr. Wir sind reif für mehrere dreiwöchige Rennen.“
Ein Wechsel ins Ausland stand für ihn und seinen Zwillingsbruder Anders dabei nie wirklich zur Debatte. Zu sehr sind sie mit Uno-X verwachsen – sportlich wie menschlich. „Nein, dieses Gefühl hatten wir nie“, betont Johannessen. „Das Team wird jedes Jahr professioneller. Ehrlich gesagt, haben wir inzwischen viele WorldTour-Teams überholt – was Struktur, Trainerstab und Organisation betrifft. Wir machen vieles richtig und haben nicht vor, damit aufzuhören. Ich sehe also keinen Grund, etwas anderes zu suchen.“
Wachsender Gehaltsscheck
Und während Tobias Johannessen mit Leistungen wie seinem sechsten Platz bei der Tour de France und dem fünften Rang beim Critérium du Dauphiné weiter an Ansehen gewinnt, wächst auch sein Marktwert – und damit sein Gehalt bei Uno-X. Für Teammanager
Thor Hushovd ist das jedoch kein Problem, sondern eine verdiente Folge des Erfolgs.
„Natürlich gibt es mehr Konkurrenz um sie“, erklärt Hushovd. „Jedes Mal, wenn sie starke Ergebnisse liefern, steigt ihr Wert – und andere Teams werden aufmerksam. Das ist nun einmal die natürliche Konsequenz guter Leistungen. Dann fordern die Fahrer auch mehr, aber sie haben es sich verdient. Sie leisten hervorragende Arbeit.“
Jüngste Verletzung
So glänzend das Jahr 2025 für Tobias Johannessen verlaufen war, so bitter endete es. Beim Gran Piemonte stürzte der 26-Jährige schwer und musste das Rennen auf einer Trage verlassen – die Diagnose: Schlüsselbeinbruch.
„Es geht mir inzwischen wirklich gut“, sagt er mit einem Lächeln. „Ich kann wieder ein ziemlich normales Leben führen – nur Golf spielen ist im Moment noch nicht drin.“
Der größte Schwachpunkt von Tobias könnte in Zukunft seine zerbrechliche Gesundheit sein
Vor weniger als zwei Jahren hatte sich Tobias Johannessen dasselbe Schlüsselbein gebrochen. „2024 war es ganz außen an der Spitze, diesmal in der Mitte – ein klassischer Bruch“, erklärt er. „Dadurch konnte man operieren, und das beschleunigt die Heilung deutlich.“
Wenn die Genesung wie geplant verläuft, dürfte seine Vorbereitung auf die Saison 2026 nicht beeinträchtigt werden – ein entscheidender Faktor, denn Johannessen hat bereits das nächste große Ziel im Visier: eine Rückkehr zur Tour de France.
Und diesmal soll es nicht nur um die Top 10 gehen – sondern um das Podium.