Der Frühling hat für
Tadej Pogacar und
Jonas Vingegaard ein unterschiedliches Bild gezeichnet – mit möglichen Auswirkungen auf das große Duell bei der Tour de France. Während der Slowene in Bestform auftrumpfte und nahezu alles gewann, was er antrat, war Vingegaards Frühjahr von einem schweren Sturz bei Paris–Nizza überschattet. Doch die entscheidende Frage lautet: Wer profitiert im Juli mehr von seinem Saisonverlauf?
Pogacar dominierte Klassiker wie Lüttich–Bastogne–Lüttich und zeigte sich in absoluter Topform. Sein hoher Rennrhythmus könnte ihm bei der Tour einen Vorteil verschaffen – vorausgesetzt, die Belastung der vielen Renntage fordert nicht ihren Tribut. Denn physisch wie mental könnte sich der enorme Aufwand auch rächen.
Vingegaard hingegen fuhr deutlich weniger, konzentrierte sich voll auf seine Tour-Vorbereitung – ein Plan, der laut dem früheren Sportdirektor Johan Bruyneel aufgehen könnte. „Er hat zwar Verletzungen vom Sturz, aber das ist nichts im Vergleich zum Vorjahr. Damals lag er zu dieser Zeit noch im Krankenhaus, heute ist er schon wieder mitten im Training“, erklärte Bruyneel im Podcast The Move.
Im Mai absolvieren beide Kapitäne ein Höhentrainingslager, bevor sie voraussichtlich beim Critérium du Dauphiné aufeinandertreffen. Dort wird sich erstmals zeigen, wie weit Vingegaard wirklich ist. Klar ist: Der Däne geht als Herausforderer ins Duell – aber mit einem klaren Fokus und einer auf die Tour zugeschnittenen Vorbereitung.
„Diese mentale Frische und die Konzentration auf ein einziges Ziel können entscheidend sein“, so Bruyneel. „Doch Pogacar wirkt stärker als je zuvor – und auch sein
UAE Team Emirates - XRG wirkt eingespielt und tief besetzt. Das kann man von Visma aktuell nicht mit voller Überzeugung behaupten.“
Auch Remco Evenepoel bleibt ein spannender Faktor. Der Belgier wurde im Vorjahr Dritter – doch Bruyneel sieht ihn noch nicht auf Augenhöhe mit den beiden Topfavoriten. „Quick-Step hat sich klar auf Remco ausgerichtet und das Team um ihn herum aufgebaut. Aber wenn dein Leader einen schwachen Tag hat, hilft dir auch das stärkste Team wenig. Kann er Pogacars Niveau erreichen? Im Moment lautet meine Antwort: Nein.“
Die Spannung vor der Tour de France wächst – und das Fernduell zwischen Pogacar und Vingegaard nimmt schon jetzt an Fahrt auf.