Visma-Chef Plugge: "Unsere Mittel sind begrenzt“

Es war seit Monaten ein offenes Geheimnis: Olav Kooij – und auch Tiesj Benoot – werden in der kommenden Saison zum Team Decathlon AG2R La Mondiale wechseln. Erstmals hat nun Richard Plugge, Generalmanager von Team Visma | Lease a Bike, offen über die Gründe für die Abgänge gesprochen – und dabei einen Einblick in den finanziellen und sportlichen Druck gegeben, der derzeit die WorldTour neu formt.

Plugge räumt ein, dass Visma nicht mehr die finanzielle Schlagkraft hat wie noch vor fünf Jahren – und dass man im Wettbieten mit den neuen Schwergewichten des Radsports nicht mehr mithalten könne.

"Wir sind nicht UAE. Andere Teams haben ihre Budgets massiv erhöht und machen unseren Fahrern Angebote, die über das hinausgehen, was wir bereit sind, für ihren Marktwert zu zahlen“, sagte Plugge gegenüber Het Laatste Nieuws. "Wenn sich ein Fahrer entscheidet, woanders mehr zu verdienen, gratuliere ich ihm. Sie sind Profis – das ist ihr Beruf, ihr Lebensunterhalt.“

Auch wenn finanzielle Aspekte immer eine Rolle spielen, betonte Richard Plugge, dass Olav Kooijs Entscheidung nicht allein vom Gehalt motiviert sei. Der 22-jährige niederländische Sprinter gilt seit Jahren als eines der vielversprechendsten Talente im Feld – und doch hat er bislang nie die Chance bekommen, bei der Tour de France zu starten.

Diese fehlende Perspektive könnte eine entscheidende Rolle bei Kooijs Entschluss gespielt haben, räumt Plugge ein: "Sportliche Ambitionen sind genauso wichtig. Manchmal will ein Fahrer Garantien, die wir ihm schlichtweg nicht geben können – Garantien, die er vielleicht anderswo bekommt.“

Mit Jonas Vingegaard als unangefochtenem Mittelpunkt der Tour-Strategie von Visma ist klar, dass jeder Platz im Team der Mission "Gelbes Trikot“ untergeordnet wird. "Unser gesamtes Tour-Team ist darauf ausgelegt, das Rennen mit Jonas zu gewinnen“, stellt Plugge klar. "Das ist unser Ziel.“

Gerüchte über finanzielle Probleme beim Team Visma | Lease a Bike wies Richard Plugge entschieden zurück – trotz der prominenten Abgänge. "Das ist ein Mythos“, stellte er klar. "Ab der Tour de France haben wir mit Skil einen neuen Co-Sponsor. Finanziell stehen wir gut da – wir haben das fünftgrößte Budget im Peloton.“

Doch mit dem Einstieg von Großkonzernen wie Decathlon, Red Bull und Lidl als neue Hauptsponsoren in verschiedenen Teams verschieben sich die Kräfteverhältnisse – und die Einsätze werden höher. „Diese Marken treiben andere Teams in Richtung Spitze. Das Spielfeld verändert sich“, erklärte Plugge.

Visma will jedoch nicht durch übermäßige Ausgaben mithalten, sondern durch Leistung punkten. "Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen unsere Fahrer bei uns besser fahren als anderswo – und genau das passiert weiterhin. Fahrer wollen zu uns kommen. Und manche verdienen jetzt sogar weniger als bei ihrem vorherigen Team.“

Dennoch macht Plugge deutlich, dass es klare Grenzen gibt: "Jeder Fahrer hat einen Marktwert – und den überschreiten wir ungern“, so sein klares Fazit.