"Ein enorm dummer Schachzug" – Wie taktische Fehler Simon Yates den Giro-Sieg ermöglichten

Radsport
durch Nic Gayer
Donnerstag, 05 Juni 2025 um 11:00
simonyates richardcarapaz isaacdeltoro giroditalia
Mit einem waghalsigen Angriff auf der 20. Etappe des Giro d’Italia 2025 drehte Simon Yates das Gesamtklassement auf den Kopf. Der Brite sicherte sich mit einer spektakulären Solofahrt über den Colle delle Finestre das Maglia Rosa – und damit den zweiten Grand-Tour-Triumph seiner Karriere. Doch während die Fachwelt über Yates’ Coup staunt, sieht Ex-Profi und Viaplay-Experte Michael Rasmussen den Sieg auch als Resultat kollektiven Versagens der Konkurrenz.
„Es ist absolut verrückt, dass der Mann, der am Ende den Giro gewonnen hat, zu keinem Zeitpunkt der stärkste Fahrer war“, analysiert Rasmussen. Für ihn war es weniger ein glorreicher Sieg von Yates als vielmehr ein Geschenk von Isaac del Toro, Richard Carapaz und den Teams UAE Team Emirates - XRG sowie EF Education-EasyPost an Visma - Lease a Bike.
Statt Yates’ Leistung zu feiern, lenkt Rasmussen den Blick auf die verpassten Gelegenheiten und strategischen Fehlentscheidungen der Konkurrenz. Besonders hart geht er mit UAE und EF ins Gericht: „Er gewinnt, weil zwei Teams, die besser in der Gesamtwertung lagen, am entscheidenden Tag gravierende taktische Fehler gemacht haben.“
Ein Schlüsselmoment war aus Rasmussens Sicht die verpasste Abstimmung zwischen del Toro und Carapaz, als Yates am Finestre angriff. Noch folgenschwerer sei jedoch der Fehler gewesen, Wout Van Aert in die frühe Ausreißergruppe ziehen zu lassen – ohne selbst Helfer nach vorne zu schicken.
„Ein enorm dummer Schachzug“, urteilt Rasmussen unverblümt. „Es wirkt, als hätte sich UAE darauf verlassen, dass sie das beste Team der Welt sind – und Tadej Pogacar. Aber es reicht nicht, sich nur auf die individuelle Klasse zu verlassen. Du musst den Tag planen, du musst die Konkurrenz im Blick haben.“
Insbesondere del Toro, lange aussichtsreich im Kampf um Rosa, bekommt sein Fett weg: „Ein Rückstand von 1:20 ist auf dem Finestre nichts. Es war unglaublich dumm, Yates nicht zu markieren“, schließt Rasmussen sein hartes, aber klares Fazit ab.
Der Giro 2025 wird als eine der spektakulärsten Austragungen in Erinnerung bleiben – nicht nur wegen Yates’ Glanztat, sondern auch wegen der taktischen Dramen, die seinen Erfolg erst möglich machten.
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