"Vingegaard hat schon die weiße Fahne gehisst" - Jan Bakelants sieht Tadej Pogacar schon als psychologischen Toursieger

Radsport
durch Nic Gayer
Donnerstag, 19 Juni 2025 um 12:00
pogacar vingegaard
Jonas Vingegaard ist der zweifache Champion, der Tadej Pogacar in den vergangenen beiden Jahren entthronte. Doch vor der Tour de France 2025 zieht ausgerechnet ein Landsmann eine ernüchternde Bilanz: Der ehemalige Profi Jan Bakelants glaubt, dass Pogacar den psychologischen Kampf bereits gewonnen hat.
In seiner jüngsten Kolumne für Het Laatste Nieuws wirft Bakelants nicht nur Zweifel an Vingegaards Form auf, sondern geht auch hart mit dessen Auftreten bei der Dauphiné-Rundfahrt ins Gericht. „Ich höre zwischen den Zeilen, dass sich Team Visma - Lease a Bike selbst einredet, noch Chancen auf Gelb zu haben“, schreibt der Belgier. „Aber die freundliche Art, wie Vingegaard mit Pogacars Übermacht umgeht, wirkt eher wie das Hissen der weißen Fahne.“
Ein hartes Urteil – nicht nur über den Dänen. Bereits zuvor hatte Bakelants Remco Evenepoels Ambitionen kritisch eingeordnet und konstatiert: „Remco ist im Moment kein Kandidat für den Sieg. Der Rückstand auf Vingegaard und Pogacar ist sogar größer als im Vorjahr.“
Vingegaard zeigte sich bei der Dauphiné nach monatelanger Rennpause zwar konkurrenzfähig und belegte Platz zwei – doch Pogacars Dominanz war erdrückend. Drei Etappensiege, der Gesamtsieg, und das alles mit scheinbarer Leichtigkeit. Nur im Zeitfahren ließ der Slowene kurzzeitig Schwächen erkennen – doch auch das reichte, um Bakelants’ Fazit nicht zu erschüttern: Pogacar fährt auf einem anderen Niveau.
„Was die Wertverhältnisse zwischen den Klassementfahrern angeht, hat sich wenig geändert“, analysiert Bakelants. „Die Abstände an der Spitze sind nicht nur gewachsen, sie wirken inzwischen zementiert.“
Auch auf strategischer Ebene teilt der Belgier aus. Die Tour-Ambitionen von Evenepoels Team Soudal - Quick-Step nennt er „schön geredet“. Den Optimismus der Visma-Verantwortlichen sieht er ähnlich kritisch. „Der Grat zwischen Vertrauen in den Prozess und Naivität ist oft sehr schmal.“
Doch während Evenepoel im Juli auf Mikel Landa verzichten muss, könnte Vingegaard zumindest auf starke Helfer zählen. Unterstützt wird er voraussichtlich von der bewährten Dauphiné-Mannschaft sowie den Giro-Stars Wout van Aert und Simon Yates.
Pogacar hingegen sieht Bakelants derzeit in einer eigenen Liga. Die Belastung durch die Frühjahrsklassiker? Kein Problem. „Man sagt, dass er in der dritten Woche Probleme bekommen könnte. Aber so wie es jetzt aussieht, kann ihn nur ein Sturz oder ein Defekt stoppen“, meint der Analyst.
Ein besonders eindrucksvolles Detail hebt Bakelants hervor: „Er ist den Schlussanstieg nach Combloux deutlich schneller gefahren als Vingegaard bei seinem überragenden Zeitfahren im Vorjahr. Ein Statement.“
Weniger als drei Wochen vor dem Start der Tour de France 2025 ist die Rollenverteilung für Bakelants klar: Pogacar fährt nicht nur in Topform – er kontrolliert auch das Narrativ.
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