"Vielleicht war der Netflix-Trailer in seinem Kopf?!" - Vingegaards Attacke sorgt für Debatte

Radsport
Montag, 09 Juni 2025 um 11:30
jonasvingegaard
Schon auf der ersten Etappe des Critérium du Dauphiné 2025 knisterte es gewaltig – und das lag nicht nur an den explosiven Beinen der Favoriten. Mitten im Geschehen: Jonas Vingegaard, Tadej Pogacar, Remco Evenepoel und Mathieu van der Poel. Während Fans ein Spektakel geboten bekamen, sorgte vor allem Vingegaards beherzter Auftritt für reichlich Gesprächsstoff – und für Kritik.
Ex-Profi Tom Danielson analysierte das Rennen auf seinem X-Account gewohnt pointiert – und mit einer ordentlichen Portion Ironie. „Die Taktik erinnerte eher an eine chaotische Dienstags-Gruppenfahrt als an ein WorldTour-Rennen“, kommentierte der Amerikaner. Besonders Vingegaards Angriff auf flacher Straße sei „wahnsinnig stark, aber taktisch fragwürdig“ gewesen. Dass Pogacar kurz darauf gemeinsam mit Van der Poel attackierte und Evenepoel die Lücke schloss, machte das Finale für Danielson zu einem „Durcheinander der Extraklasse“.
„Es war unterhaltsam, aber wirkte nicht wie ein strategisch geführtes Rennen“, so der frühere Kletterspezialist. „Sag mir, dass du nur zum Trainieren da bist, ohne es auszusprechen“, spottete er über das Verhalten der Top-Stars. Besonders auffällig: Das Visma-Team spielte früh seine Karten aus, ohne dass UAE versuchte, das Geschehen zu kontrollieren. „Die Bienen haben das Hornissennest aufgestoßen“, bilanzierte Danielson.
Das Chaos auf den letzten Kilometern öffnete Tür und Tor für Überraschungen. INEOS-Profi Laurance fuhr laut Danielson einen persönlichen Bestwert über 30 Sekunden, während Ben Tulett und Paris-Nizza-Sieger Matteo Jorgenson mit Konterattacken beeindruckten. Den Schlusspunkt setzte jedoch wieder Vingegaard – mit einer brutalen Tempoverschärfung direkt nach dem letzten Anstieg.
Danielson hat auch eine Theorie, warum der Däne so wild agierte. Hintergrund: Der Trailer zur dritten Staffel der Netflix-Serie „Tour de France: Unchained“, in dem Pogacar Vingegaard auf der Schotteretappe 2024 mit einem „F*** you, man“ konfrontiert. „Vielleicht ging ihm genau das durch den Kopf, als er loszog – viel Wucht, wenig Kalkül“, mutmaßt Danielson. „Warum sonst sollte er auf einer flachen Straße einen solchen Angriff starten, direkt vor Pogacar und Van der Poel – und dann weiterziehen, obwohl er sie am Hinterrad hat?“
Trotz der fragwürdigen Taktik erkennt Danielson an: Die Explosivität ist da. „Er sah unglaublich scharf aus. Als Tadej lossprintete, konnte Jonas nicht nur folgen, sondern sogar aus dem Windschatten neben ihn ziehen. Das war stark.“
Ob Trainingsfahrt oder Machtdemonstration – Vingegaard hat mit seinem Auftritt für Gesprächsstoff gesorgt. Und eines ist sicher: Beim Critérium du Dauphiné ist das letzte Wort noch lange nicht gesprochen.
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