Die Saison 2025 geht ihrem Ende entgegen, und die letzten offenen Plätze für 2026 füllen sich. Während einige Teams ihre Kader bereits komplettiert haben, herrscht andernorts noch Bewegung – und Unruhe. Besonders bei den
INEOS Grenadiers sorgt ein komplizierter Fall für Schlagzeilen: der von
Derek Gee.
INEOS Grenadiers zwischen Umbruch und Unsicherheit
Das britische Top-Team hat in den vergangenen Wochen einige zentrale Personalentscheidungen getroffen. Neben der Verpflichtung des französischen Meisters Dorian Godon von Decathlon AG2R La Mondiale wurde Nachwuchstalent Theodor Storm ins Eliteteam befördert. Dennoch blieb die angekündigte Transferoffensive lange aus. Weder der Wechsel des kanadischen Allrounders Derek Gee noch der des australischen Sprinters Sam Welsford wurde vollzogen.
Während Welsford wohl kein Thema mehr ist und INEOS sich stattdessen auf Ben Turner als möglichen Chefsprinter konzentriert, steht Derek Gee weiter im Zentrum der Spekulationen. Schon bevor seine Vertragsauflösung bei Israel – Premier Tech öffentlich wurde, berichtete Daniel Benson über fortgeschrittene Gespräche mit den Grenadiers. Doch inzwischen hat sich die Situation dramatisch zugespitzt.
Der Rechtsstreit um Derek Gee
Gee, einer der stärksten Fahrer des Giro d’Italia 2023, erklärte seine Vertragsauflösung mit deutlichen Worten:
„Ich habe meinen Vertrag aus gutem Grund gekündigt – wie es das Recht eines jeden Menschen ist, wenn er seine Arbeit unter den gegebenen Umständen nicht mehr ausüben kann.“
Er spricht von einer „irreparablen Beziehung“ zum Teamchef und von „ernsthaften Bedenken in Bezug auf Sicherheit und persönliche Überzeugungen“. Seine Entscheidung sei nicht impulsiv gefallen, sondern das Ergebnis monatelanger Spannungen.
Doch die Konsequenzen sind gravierend: Israel – Premier Tech fordert Schadensersatz in Höhe von rund 30 Millionen Euro. Gee nennt diese Summe „unvorstellbar“ und sieht sich dafür bestraft, dass er seine „grundlegenden Rechte als Berufs- und Privatperson“ wahrgenommen habe.
Der Fall könnte weitreichende Folgen für den gesamten
Transfermarkt haben – und vielleicht auch das Team selbst verändern.
Israel – Premier Tech vor Umbruch
Das israelische Engagement wird 2026 enden. Teamgründer Sylvan Adams zieht sich zurück, und Premier Tech bleibt vorerst alleiniger Titelsponsor. Damit wird das Team künftig eine rein kanadische Struktur erhalten. Die interne Krise könnte für Gee ein spätes Schlupfloch bieten, falls er sich mit der neuen Führung einigt.
Parallel bestätigte das Team die Verpflichtung des französischen Allrounders Kévin Vauquelin, womöglich ein erster Schritt in Richtung Neuaufbau. Vauquelin gilt als vielseitiger Fahrer mit Zukunft – stark am Berg, im Zeitfahren und bei Klassikern. Hinter dem Transfer steht offenbar der Einfluss von TotalEnergies, das mittelfristig als Titelsponsor einsteigen könnte.
Bewegungen bei den Frauen und Kontinentalteams
Auch im Frauenradsport ist der Herbst eine heiße Transferphase. Pauliena Rooijakkers und Mavi García wechseln gemeinsam zu UAE Team ADQ – ein Coup für das Team, das sich damit zu einem ernsthaften Anwärter auf WorldTour-Erfolge entwickelt. Sie bilden zusammen mit Megan Jastrab, Frederica Venturelli und Elisa Longo Borghini eine hochkarätige Formation.
Team Picnic PostNL sicherte sich unterdessen James Knox (Soudal - Quick-Step) sowie drei junge Talente: Milan de Ceuster, Oliver Peace und Dillon Corkery. Red Bull – BORA – hansgrohe holte Jarrad Drizners von Lotto, musste dafür aber Matteo Sobrero an Lidl-Trek abgeben.
Israel – Premier Tech verpflichtete zudem den italienischen Kletterer Alessandro Pinarello (Bardiani), Astana nahm Cristián Rodríguez unter Vertrag und Uno-X Mobility sicherte sich Alexander Kamp von Intermarché-Wanty.
Vertragsverlängerungen in Serie
Mehrere Teams bestätigten in den vergangenen Tagen Vertragsverlängerungen. Besonders aktiv war erneut Premier Tech, das George Bennett, Hugo Hofstetter, Nick Schultz und Guillaume Boivin weiterbindet.
Auch andere Teams planen langfristig:
- Cofidis verlängerte mit Ion Izagirre, Emanuel Buchmann und Nicolas Debeaumarché.
- XDS Astana bestätigte Harold Martín López, Matteo Malucelli, Aaron Gate und Nicolas Vinokourov.
- Picnic PostNL hält an Warren Barguil, Gijs Leemreize, Chris Hamilton und Tim Naberman fest.
- Groupama-FDJ verlängerte mit Rémy Rochas, Thibau Gruel und Brieuc Rolland.
- Lidl-Trek sicherte sich die Dienste von Patrick Konrad und Lucinda Brand.
Das Ende von Arkéa – B&B Hotels
Schon länger schwebte das Aus des französischen WorldTour-Teams im Raum – nun scheint das Ende endgültig. Bereits im Juni erhielten die Fahrer die Freigabe, neue Teams zu suchen. Die Aushängeschilder des Teams, allen voran Kévin Vauquelin, haben längst unterschrieben.
Andere wie Cristián Rodríguez (Astana), Luca Mozzato (Tudor), Raúl García Pierna (Movistar), Amaury Capiot (Jayco AlUla) und Jenthe Biermans (Cofidis) fanden ebenfalls neue Arbeitgeber. Routinier Arnaud Démare hingegen beendet seine Karriere.
Trotzdem bleiben einige Namen auf dem Markt: Ewen Costiou – Gewinner der Tour du Limousin – gilt als heißer Tipp für Teams, die noch Verstärkung suchen. Auch Clément Venturini, der durch seine Cyclocross-Erfolge wertvolle UCI-Punkte liefert, hofft noch auf ein Angebot. Ebenso stehen Thibault Guernalec und Alessandro Verre ohne Vertrag da, verfügen aber über gute Chancen auf einen Verbleib in der WorldTour.
Wie sich das Transferpuzzle um Derek Gee und die verbliebenen freien Fahrer in den kommenden Wochen entwickelt, bleibt eine der spannendsten Fragen dieses Winters.