SPECIAL | Wie ein World Tour-Etappenrennen die internationalen Perspektiven des Radsports verändern könnte

Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, wie es wäre, wenn ich in Neuseeland, Brasilien oder sogar in den Vereinigten Staaten geboren wäre. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich keine Chance hätte, ein großes Radrennen persönlich zu sehen, sondern nur im Fernsehen. Nicht die Chance zu haben, meine Idole auf ihren Rädern zu sehen. Nicht jeder hat das Glück, all diese Privilegien zu haben. Wir müssen mehr Kindern und Menschen auf der ganzen Welt die Chance geben, große Radrennen live zu erleben. Deshalb möchte ich Ihnen eine Idee vorstellen.

Dieser Artikel wurde verfasst von Lukáš Ronald Lukács.  

Meine Idee ist es, ein einwöchiges WorldTour-Etappenrennen zu veranstalten, das jedes Jahr in einem anderen Land stattfinden würde. Jedes Jahr ein anderes Land, aber ein Land, in dem es keine oder nur wenige große Radrennen gibt. Ich hatte die folgenden Länder im Kopf: Neuseeland, Japan, Indien, Südafrika, Marokko, Ägypten, Israel, Griechenland, die baltischen Länder insgesamt, Finnland, Irland, Island, Brasilien, Chile, Ecuador oder ein beliebiger Bundesstaat der Vereinigten Staaten - wobei man natürlich unterschiedliche Auffassungen von einem großen Rennen haben kann.

Im Allgemeinen könnte es 2025 in einem US-Land stattfinden, 2026 in Japan, 2027 in Neuseeland usw. Aber wenn diese Länder kein Interesse haben, kann das Rennen auch in Ländern stattfinden, die nicht die größten Radrennen haben, wie Rumänien, die Tschechische Republik, die Slowakei, Ungarn oder Slowenien.

Wenn eines dieser Länder ein großes Radrennen veranstalten möchte, kommen derzeit nur die Weltmeisterschaften in Frage, bei denen im Grunde nur ein Rennen um ein kleines Gebiet mit Rundenfahrten stattfindet. Dieses Rennen wäre ein klassisches WorldTour-Etappenrennen über eine Woche, nicht nur ein Tagesrennen. Am besten wäre es, dieses neue Rennen im Mai zu veranstalten, wie es in der Vergangenheit bei der Tour of California der Fall war. Und außer dem Giro d'Italia gibt es keine anderen WorldTour-Rennen, die komplett im Mai stattfinden.

Ich glaube, dass es am besten wäre, wenn es von ASO oder RCS organisiert würde, da ich denke, dass sie dafür die Besten in der Branche sind. Ich persönlich erwarte, dass dieses Rennen vielseitig sein wird. Manchmal wird der Sieger ein Fahrer aus der Gesamtwertung sein, ein anderes Mal ein klassischer Fahrer, aber das wird hauptsächlich von der allgemeinen Landschaft des ausrichtenden Landes abhängen.

Meiner Meinung nach wäre es großartig, wenn das Rennen nach einem großen globalen Sponsor benannt würde, z. B. nach der Firma Coca-Cola, um die ausrichtenden Länder mit finanziellen Mitteln zu unterstützen. Das Rennen könnte "Coca-Cola Tour" genannt werden. Es könnte natürlich jeder andere Sponsor sein, aber Coca-Cola kommt mir in den Sinn, da sie auch einer der Sponsoren der Tour de France sind und ihre Produkte weltweit verkaufen, da sie viele Produkte unter der Coca-Cola-Marke besitzen.

Daher könnten sie jedes einzelne Trikot sponsern, so dass sich die Organisatoren nicht um die Suche nach anderen Sponsoren kümmern müssten. So könnte beispielsweise das Trikot des Siegers der Gesamtwertung von Coca-Cola* gesponsert werden, das Trikot der Punktewertung von Sprite, das Trikot der Bergwertung von Fanta und das Trikot des besten Nachwuchsfahrers von Coca-Cola Zero.

Das Konzept der vier unterschiedlichen Trikots ist bereits erkennbar. Und vielleicht wäre es eine gute Idee, ein fünftes Trikot für den aktivsten Fahrer zu haben, der die meisten Punkte durch einige Kontrollpunkte während der Etappen sammelt, um das Rennen für die Ausreißer der kleinen Teams attraktiver zu machen. Das Design dieses Trikots wird sich jedes Jahr ändern, inspiriert durch das ausrichtende Land.

Ich persönlich glaube, dass dieses Rennen eines der attraktivsten Rennen im Radsportkalender sein kann. Die Monumente, die Grand Tours und die Tradition sind wirklich wichtig, um sie zu erhalten, aber ich glaube, dass wir neue, frische Ideen im Radsport brauchen. Etwas Neues, auf das man sich freuen kann, etwas anderes, das man erleben kann. Wir müssen neue Orte entdecken, neue Berge besteigen. Ich denke, der Radsport würde es genießen, in neuen Ländern und an neuen Orten zu fahren, so wie sie es bei den Olympischen Spielen und bei den Weltmeisterschaften tun.

Können Sie sich vorstellen, dass Tadej Pogačar gegen Jonas Vingeggard in den kolumbianischen Bergen um den Titel kämpft? Oder Wout van Aert gegen Mathieu van der Poel, die in der neuseeländischen Landschaft um den Sieg kämpfen? Oder ein paar Sprinter, die in den Straßen von New York um den Sieg kämpfen? Wie großartig das sein könnte. Durch die Pandemie sind viele Türen geschlossen worden, aber wir können die Radsportwelt nicht für immer in Europa einschließen. Denn das Kind in Neuseeland hat die gleiche Chance verdient, seine Idole zu sehen wie das Kind in Belgien. Und mein Hauptziel für diese Veranstaltung ist, dass eines Tages einige Leute sagen werden, dass sie wegen dieser Veranstaltung, wegen der Chance, den größten Radfahrer der Welt in ihrem Land fahren zu sehen, beschlossen haben, Profi-Radfahrer zu werden.

Ich glaube wirklich, dass diese Idee eines Tages nicht nur ein Traum bleiben, sondern Wirklichkeit werden wird. Ich weiß, dass es viel Mühe und Arbeit erfordert, dies zu schaffen, aber ich weiß schon jetzt, dass es sich lohnen wird. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass nur weil einige von uns das Glück haben, in einem großen Radsportland geboren zu sein, dies nicht bedeutet, dass jeder das gleiche Glück hat. Ich habe das Gefühl, dass wir alles tun müssen, um diesen Menschen wenigstens eine Chance zu geben, wenigstens einmal in ihrem Leben die größten Radsportler der Welt mit eigenen Augen zu sehen und die Atmosphäre und die Freude zu spüren, die einige von uns empfinden, wenn wir persönlich vor Ort sind. Aber wenn dieses Projekt unrealistisch und unerreichbar ist, dann kann es nur für die USA und vielleicht Kanada gemacht werden. So wird das Rennen jedes Jahr in einem anderen US-Bundesstaat oder einem anderen Teil Kanadas stattfinden. So kann es endlich ein großes Etappenrennen für Nordamerika werden.