"Wenn es falsch ist, kann es das Ende des Lebens bedeuten. Daran denkt man in diesem Moment nicht." - Thomas Dekker beschreibt, wie Doping zu seiner Zeit aussah

Radsport
Montag, 08 Januar 2024 um 9:30
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Thomas Dekker war am Freitag zu Gast im Clubhuis Team Lucas-Podcast. Dort sprachen sie über die Dopinggeschichte des heute 39jährigen Niederländers, der 2006 Tirreno-Adriatico gewann und wie das Doping sein Leben als Fahrer komplett veränderte.
Wie funktionierte eine 'Bluttransaktion'? "Drei bis vier Wochen vor dem Tirreno habe ich zum ersten Mal eine Blutkonserve abgegeben. Der Körper produziert dann neue Blutzellen, und vier bis fünf Tage vor dem Start bin ich dann nach Madrid geflogen und habe diesen Beutel Blut zurückbekommen. Es ist natürlich alles ziemlich aufregend, wenn man mit einer Mütze auf dem Kopf, mit hochgeschlagenem Kragen, einer geheimen SIM-Karte und einem ausgeschalteten Telefon ins Flugzeug steigt. Ansonsten hatte ich nur Bargeld und musste mich mit einem Spanier begnügen, der kein Englisch und ich kein Spanisch sprechen konnte."
"Danach habe ich den Tirreno gewonnen, nachdem ich die ganze Woche über sehr vorsichtig fahren musste, was ziemlich viel Energie kostet. Es war die ganze Woche über kalt und ich hatte Oscar Freire, Juan Antonio Flecha und Michael Boogerd als Teamkollegen. Allesamt hervorragende Fahrer, und ich weiß noch, wie ich als 21jähriger auf der Bettkante saß und mich fragte, ob das in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren der Fall sein würde. Dann liefen mir die Tränen über die Wangen."
"Es ist sehr geheimnisvoll, gefährlich und in einigen Ländern sogar gesetzlich verboten, und wir reden hier nicht einmal von Ihrer Gesundheit. Die Tatsache, dass man seinem Körper Blut entnimmt, eine Zahl darauf schreibt und dieses Blut dann irgendwann zurückbekommt, und wenn es falsch ist, kann es das Ende des Lebens bedeuten. Daran denkt man in diesem Moment nicht."

Instagram Bild Thomas Dekker<br>