Das Team
Visma - Lease a Bike war in der ersten Hälfte der
Tour de France 2025 die aktivste Mannschaft im Feld. Mit aggressiver Fahrweise versuchten sie,
Tadej Pogacar kontinuierlich unter Druck zu setzen. Doch auf der 12. Etappe, der ersten großen Bergetappe mit Zielankunft auf dem legendären Hautacam, kam die Rechnung – und sie fiel bitter aus: Pogacar triumphierte mit einer beeindruckenden Solo-Leistung, während Visma an der eigenen Taktik zerbrach.
„Eine unglaubliche Leistung von Tadej Pogacar, der sich von seinem Sturz am Tag zuvor nicht beeindrucken ließ“, analysierte der frühere US-Profi
Tom Danielson nach der Etappe auf
X. „Er hat die Schmerzen heruntergespielt, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass er heute körperlich nicht bei 100 Prozent war – trotzdem hat er alle deklassiert.“
„Visma setzte alles in Brand – auch sich selbst“
Besonders kritisch sieht Danielson das Vorgehen von Visma auf dem Weg nach Hautacam. „Sie setzten ihre ‘scorch the Earth’-Strategie auch auf Etappe 12 fort. Während sie das Feld zerschlugen, haben sie sich selbst vernichtet.“ Symbolisch für den Kollaps: Matteo Jorgenson. Der US-Amerikaner hatte sich in den ersten Tagen in Topform präsentiert, doch auf dem Weg nach Hautacam ging ihm plötzlich die Kraft aus. „Er ist in die Flammen geraten und förmlich explodiert – während sein eigenes Team noch vorne fuhr.“
Kurz darauf verlor auch
Jonas Vingegaard den Anschluss. Über zwei Minuten Rückstand kassierte der Tour-Sieger von 2022 und 2023 auf Pogacar – ein Rückschlag, der Spuren hinterlässt. Danielson stellt offen die Frage: „Hatte Jonas überhaupt ein Mitspracherecht bei dieser Taktik? Oder wurde das alles über seinen Kopf hinweg entschieden?“
Zermürbt durch elf Tage Offensive
Danielson sieht im Rückstand nicht nur eine Formschwäche, sondern eine Folge taktischer Fehleinschätzungen. „Ich bin mir sicher, dass Vingegaard heute näher an Pogacar dran gewesen wäre, wenn sie die ersten elf Etappen kontrollierter gefahren wären. Stattdessen haben sie Energie verbrannt – und zahlen nun den Preis.“ Besonders Jorgensons Leistung sei unter den falschen Prioritäten geopfert worden: „Er ist der zweitbeste Fahrer dieser Tour – aber seine Chancen aufs Podium hat das Team auf dem Altar der Strategie geopfert.“
Trotzdem sieht Danielson noch Möglichkeiten für Visma: „Ein zweiter Platz bei der Tour ist keine Niederlage. Jonas kann sich darauf konzentrieren, sein Bestes zu geben – und das Team sollte ihn dabei unterstützen. Und für Matteo hoffe ich, dass er jetzt die Freiheit bekommt, auf Etappensiege zu fahren. Er hätte nie so verheizt werden dürfen.“
Sein Fazit fällt deutlich aus: „Man kann kein Rennen gewinnen, wenn man sich selbst ausbrennt. Es ist okay, nicht zu gewinnen – solange man mit einem klaren Plan das Beste gibt. Pogacar hat es vorgemacht. Visma muss jetzt den Reset-Knopf drücken.“