Als die
Tour de France Femmes am Col de la Madeleine ihren Höhepunkt erreichte, wurden viele Favoritinnen auf eine harte Probe gestellt – doch kaum jemand hatte mit dem frühen Einbruch von
Anna van der Breggen gerechnet. Die
SD Worx-Protime-Kapitänin, die nach drei Jahren Pause ihr Comeback feiert, konnte am Schlussanstieg nicht mehr folgen und verlor deutlich Zeit.
Die Enttäuschung im niederländischen Lager war spürbar, doch Radsport-Ikone
Annemiek van Vleuten zeigte im Gespräch mit De Avondetappe Verständnis – und einen klaren Blick für das größere Bild.
„Drei Jahre weg – das holt dich ein“
„Ich bin ehrlich: Ich hatte nicht erwartet, dass sie ums Podium mitfährt“, sagte Van Vleuten über ihre frühere Rivalin und Landsfrau. „Vielleicht hätte sie überraschen können, aber wir haben bereits dieses Jahr gesehen, dass sie an den Anstiegen früh ihr eigenes Tempo finden muss. Es war keine große Überraschung.“
Van der Breggen verlor am Ende mehr Zeit als alle anderen Klassementfahrerinnen. Für van Vleuten liegt der Grund auf der Hand: „Sie ist drei Jahre raus gewesen. Das kostet dich. Vor allem bei einer Rundfahrt. Dein Körper erholt sich nicht so schnell, wenn er diese Belastung lange nicht erlebt hat.“
Rückkehr auf höchstem Niveau braucht Zeit
Die ehemalige Olympiasiegerin und Weltmeisterin beendete ihre aktive Karriere 2021 – und kehrte erst in dieser Saison zurück. Auch wenn ihr Comeback gefeiert wurde, mahnt van Vleuten zur Geduld. „Diese Erholungskapazität – die kommt nicht über Nacht. Dafür braucht es eine solide Basis und lange Trainingsblöcke. Anna ist noch mitten in der Aufholjagd.“
Trotz des Rückschlags zeigt sich van Vleuten zuversichtlich: „Ich glaube, nächstes Jahr sehen wir eine andere Anna. Dann hat sie den größten Teil des Rückstands aufgeholt. In diesem Jahr geht’s vor allem um Wiederaufbau – aber 2026 wird viel aussagekräftiger sein.“
Neuer Fokus – alte Klasse
Für die verbleibenden Etappen wird van der Breggen nun eine andere Rolle einnehmen – die der Helferin. Bereits zu Beginn des Rennens unterstützte sie Teamkolleginnen wie Lorena Wiebes mit Ruhe und Erfahrung.
Ob sie in den kommenden Jahren wieder die volle Führungsrolle übernehmen kann, bleibt abzuwarten. Doch wenn van Vleutens Einschätzung stimmt, ist van der Breggens Geschichte noch lange nicht zu Ende – sondern steht womöglich erst am Anfang ihres zweiten Kapitels.