"Remco ist im Moment kein Kandidat für den Sieg" – Jan Bakelants zweifelt an Evenepoels Tour-Ambitionen

Radsport
durch Nic Gayer
Dienstag, 17 Juni 2025 um 12:00
evenepoel
Der vierte Platz von Remco Evenepoel beim Criterium du Dauphine 2025 hat in der belgischen Radsportszene für kontroverse Diskussionen gesorgt. Zwar untermauerte der Zeitfahr-Weltmeister mit einem beeindruckenden Etappensieg im Kampf gegen die Uhr einmal mehr seine Extraklasse, doch in den Bergen verlor der Soudal - Quick-Step-Leader spürbar an Boden auf Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar. Nicht jeder glaubt, dass dieser Rückstand bis zur Tour de France noch aufzuholen ist – allen voran der ehemalige Profi Jan Bakelants.
„Remco Evenepoel hat keine Chance, die Tour de France zu gewinnen“, stellte Bakelants in seiner Kolumne für Het Laatste Nieuws klar. „Der Abstand zu Vingegaard und Pogacar wirkt größer als im Vorjahr. Bis zum Tourstart sind es nur noch zweieinhalb Wochen – aber Wunder gibt es nicht.“
Tatsächlich hatte Evenepoel auch 2024 bei der Dauphiné nicht dominiert, landete damals auf Rang sieben, fuhr bei der Tour aber aufs Podium und holte das Weiße Trikot. Für Bakelants ist das aktuelle Kräfteverhältnis jedoch eindeutiger als je zuvor – und vor allem mit Blick auf die mannschaftliche Unterstützung ein Grund zur Sorge. „Am Samstag war Remco schon allein unterwegs, während andere Teams noch fünf Fahrer in der Favoritengruppe hatten“, analysiert er. „Ohne starkes Team ist der Tour-Sieg außer Reichweite.“
Besonders kritisch sieht Bakelants die Kommunikation aus dem Quick-Step-Lager. „Ich bin ein wenig verärgert über die Art und Weise, wie die Teamleitung das Ganze beschwichtigt. Der Grat zwischen Vertrauen und Naivität ist sehr schmal. Es wäre nicht verkehrt, jetzt offen zu sagen, dass der Gesamtsieg kein realistisches Ziel ist.“
In dieselbe Richtung deutet für ihn auch die Entscheidung, mit Tim Merlier einen reinen Sprinter ins Tour-Aufgebot zu berufen. „Das ist ein Zeichen: Wir holen nicht Gelb, aber wir wollen Etappen gewinnen.“
Trotz seiner Skepsis spart Bakelants aber nicht mit Anerkennung für Evenepoels Zeitfahrsieg, den er als zentrales Element für eine angepasste Taktik bei der Tour sieht. „Sein Ziel sollte es sein, das Zeitfahren in Caen am fünften Tag zu gewinnen und das Gelbe Trikot bis zu den Pyrenäen zu tragen“, so sein Vorschlag.
Sein abschließender Rat an Evenepoel klingt pragmatisch – und kämpferisch zugleich: „Er sollte die ersten neun Tage so fahren wie bei der ersten Dauphiné-Etappe: jede Chance nutzen. Oder wie André Hazes Junior singt: Nimm alles, was du kriegen kannst.“
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