Eddy Merckx – der Name steht wie kein anderer für totale Dominanz im Radsport. 525 Siege, 11 Grand-Tour-Titel, 19 Monumente, drei Weltmeisterschaften – sein Palmarès ist das Maß aller Dinge. Anlässlich seines 80. Geburtstags würdigt die Radsportwelt nicht nur seine Erfolge, sondern auch den einzigartigen Geist, mit dem Merckx den Sport prägte. Hier sind fünf der denkwürdigsten Momente aus einer Karriere, die bis heute unerreicht ist:
1. 1968 – Durchbruch in den Dolomiten
Beim Giro d’Italia 1968 zerstreute der junge Merckx alle Zweifel an seiner Grand-Tour-Tauglichkeit. Auf der brutal schweren Etappe zu den Tre Cime di Lavaredo, bei Schneesturm und eisiger Kälte, ließ er selbst gestandene Kletterer wie Gimondi stehen. Er fuhr allein ins Ziel – frierend, aber triumphierend. Mit vier Etappensiegen und dem Gesamtsieg begann hier endgültig die Ära Merckx.
2. 1969 – Erste Tour de France, totale Zerstörung
Bei seiner ersten
Tour de France 1969 deklassierte Merckx die Konkurrenz. Sechs Etappensiege, Sieg in der Gesamtwertung, Punktewertung und Bergwertung – ein bis heute einmaliger Grand Slam. Der Höhepunkt: sein Solo-Sieg über 140 Kilometer auf der Etappe über den Col du Tourmalet. Acht Minuten Vorsprung – ein unfassbares Ausrufezeichen. Und das, obwohl er später unter Hypoglykämie litt. Merckx war nicht nur überlegen – er war unerschütterlich.
3. 1970 – Die Hölle von Roubaix bezwungen
Paris-Roubaix 1970: Schlamm, Regen, Krankheit – und ein entfesselter Merckx. 30 Kilometer vor dem Ziel attackierte er, ließ alle hinter sich und siegte mit 5 Minuten und 21 Sekunden Vorsprung – dem größten Abstand in der Geschichte des Rennens. Ein Meisterwerk des Leidens und der Entschlossenheit. Die „Hölle des Nordens“ hatte einen neuen Herrscher.
4. 1973 – Giro-Vuelta-Doppel ohne Pause
Frühjahr 1973: Merckx gewinnt vier Klassiker in 19 Tagen, dann die Vuelta a España mit sechs Etappensiegen – und vier Tage später steht er schon wieder am Start des Giro. Ergebnis? Gesamtsieg und ein Rennen, das er von Anfang bis Ende anführte. Diese sechswöchige Dominanz ohne echte Pause ist ein Paradebeispiel für Merckx’ nahezu unmenschliche Konstanz – ein Vorbild auch für heutige Vielstarter wie Tadej Pogacar.
5. 1974 – Die Triple Crown
Der Giro, die Tour de France und der Weltmeistertitel – alle drei in einem Jahr. Die Triple Crown, die ultimative Leistung im Radsport, gelang Merckx 1974 als erstem Fahrer überhaupt. Mit Lungenentzündung beim Giro, unter Druck bei der Tour und gegen die besten Fahrer der Welt bei der WM in Montreal bewies Merckx, dass er mehr war als ein Champion: Er war eine Naturgewalt. Nur Stephen Roche (1987) und Tadej Pogacar (2024) konnten dieses Kunststück wiederholen.
Ein Vermächtnis ohne Vergleich
Eddy Merckx verkörperte mehr als nur sportliche Überlegenheit. Sein Siegeswille, sein Professionalismus – lange bevor Wattzahlen und Ernährungspäpste den Sport bestimmten – machten ihn zum Maßstab. Er war auf der Straße, auf der Bahn, bei Klassikern und Rundfahrten gleichermaßen dominant.
Dass man 50 Jahre brauchte, um überhaupt über einen neuen „größten Fahrer aller Zeiten“ nachzudenken, sagt alles über Merckx’ Sonderstellung. Heute wird Pogacar oft mit ihm verglichen – doch selbst er steht (noch) im Schatten eines Mannes, der auf dem Rad nicht nur gewann, sondern den Sport neu definierte.
Alles Gute zum 80. Geburtstag, Eddy Merckx – und danke für ein Vermächtnis, das bleibt.