PRESSEKONFERENZ Fabian Cancellara | "Als ich zurücktrat, sagte ich, ich möchte meinem Sport etwas zurückgeben" - Schweizer Legende kehrt zur Tour de France zurück

Radsport
Samstag, 05 Juli 2025 um 8:30
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Neun Jahre nach seinem letzten Start bei der Tour de France kehrt Fabian Cancellara zurück – nicht als Fahrer, sondern als Teameigner. Das Tudor Pro Cycling Team, das unter seiner Führung gewachsen ist, feiert 2025 seine Premiere bei der Grand Boucle. Bei der Teampräsentation in Lens sprach der frühere Zeitfahr-Weltmeister über seinen neuen Blick auf die Tour, den Aufbau des Projekts – und die Ehre, nun in anderer Rolle Teil des wichtigsten Rennens der Welt zu sein.

„Jetzt stehe ich draußen und schaue rein“

„Es fühlt sich an, als wäre meine letzte Tour gestern gewesen – und doch ist es schon so lange her“, sagt Cancellara. „Ich bin stolz, jetzt in einer anderen Rolle hier zu sein. Es ist eine Ehre, dieses Team zur Tour zu führen. Früher stand ich als Fahrer auf der Bühne, jetzt sitze ich hier für ein ganzes Team – das ist etwas völlig anderes.“
Cancellara beschreibt die Rückkehr zur Tour als emotional und bedeutsam – nicht nur für ihn, sondern für alle, die hinter dem Projekt stehen. „Es sind nicht nur meine Erinnerungen als Profi, die hier mitschwingen. Es geht um all die Menschen, die mitgeholfen haben, dass Tudor hier starten kann. Ich spreche hier als Gesicht des Projekts – aber das Fundament haben viele andere gebaut.“

Vom ersten Schritt zum Tour-Debüt: „Wir wachsen weiter“

Cancellara spricht über den Aufstieg seines Teams mit spürbarem Stolz. Gegründet im April 2022, nahm Tudor 2023 erstmals an einer Grand Tour teil – dem Giro. Nun folgt der nächste Meilenstein: die Tour de France.
„Wir wachsen organisch, Schritt für Schritt – aber es sind große Schritte“, erklärt er. „Vor zwei Jahren waren wir mit 20 Fahrern am Start, jetzt sind es 30. Wir haben ein Development-Team, wir organisieren Massenveranstaltungen, fördern Kinderprojekte in der Schweiz – es ist mehr als nur ein Radteam. Wir wollen etwas zurückgeben. Und wir wollen Menschen bewegen.“
Auch wenn der sportliche Erfolg im Fokus steht, betont Cancellara die Kultur innerhalb des Teams. „Wir investieren in Menschen. Wir wollen nicht nur gute Fahrer, sondern glückliche Menschen. Das gilt für alle – vom Mechaniker bis zum Sportdirektor. Denn nur mit einem funktionierenden Umfeld kann Leistung entstehen.“

Cancellara über seine Rolle: „Ich schaffe den Rahmen – sie fahren“

Dass er nicht mehr selbst ins Renngeschehen eingreift, empfindet Cancellara nicht als Verlust – im Gegenteil. „Ich bin nicht der Trainer, nicht der Sportdirektor. Ich bin glücklich in meiner Position. Ich habe etwas mitgestaltet, und jetzt ist es die Bühne für andere. Das erfüllt mich mit Stolz.“
Er sieht sich als Möglichmacher, der Strukturen schafft und Verantwortung weitergibt. „Als ich in Rente ging, wusste ich nicht genau, wie ich dem Sport etwas zurückgeben würde. Jetzt weiß ich: Es ist das, was wir hier tun.“

Ein Rennen für Puncheure – mit Erinnerungen an frühere Tage

Angesprochen auf den Streckenverlauf der ersten Woche, die vor allem explosiven Fahrern liegt, lächelt Cancellara. „Ja, ich war so eine Art Puncheur – aber eben einer, der manchmal einen Kilometer vor dem Ziel angegriffen hat“, sagt er mit einem Augenzwinkern. „Die erste Woche wird hektisch. Viele denken an Massensprints, aber es wird links und rechts Attacken geben. Du brauchst Kraft, Instinkt – und das richtige Timing.“
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