Wird Felix Gall bei der Tour de France 2025 der Vuelta-Vorlage von Ben O'Connor folgen? "So jagt man dem Erfolg hinterher, wenn man keinen Pogacar, Vingegaard oder Remco hat"

Radsport
Freitag, 04 Juli 2025 um 17:15
gall
Die Tour de France 2025 beginnt – und die Frage nach den realistischen Chancen abseits des Duells Pogacar gegen Vingegaard stellt sich mehr denn je. Während das Gelbe Trikot erneut auf die Schultern eines der beiden Topstars zuzulaufen scheint, bleibt für Fahrer wie Remco Evenepoel, Primoz Roglic oder João Almeida womöglich „nur“ das Podium. Und dahinter? Dort beginnt die Zone, in der Profis wie Felix Gall kreativ werden müssen.
Gall, Kapitän des Decathlon AG2R La Mondiale Teams, könnte bei dieser Tour eine alternative Strategie verfolgen. Klassisches Abwarten und An-das-Feld-Klammern bringt laut Teamkollege Oliver Naesen wenig. „Wenn man einfach nur jeden Tag mit den Favoriten mitfährt, verliert man trotzdem Etappe für Etappe Zeit“, erklärt der Belgier gegenüber Cyclism'Actu. „Das ist nicht unsere Art, Rennen zu fahren.“

Zeit verlieren, um Zeit zu gewinnen

Naesen skizziert einen Plan, der im modernen Etappenrennsport Schule gemacht hat – ein kalkulierter Rückstand in der ersten Woche, um später in Ausreißergruppen angreifen zu können: „Im Idealfall verlieren wir nur so viel Zeit, dass Felix in Gruppen gehen kann, die durchkommen. Dann liegt es an ihm – und am Team –, über diese Fluchtversuche Zeit gutzumachen und sich in der Gesamtwertung Schritt für Schritt nach vorn zu arbeiten.“
Ein ähnliches Szenario hat das Team 2024 bei der Vuelta a España bereits erfolgreich umgesetzt: Ben O’Connor verlor früh Zeit, ging in die Offensive – und wurde am Ende Gesamtzweiter. „Genau so wurde Ben letztes Jahr Zweiter“, sagt Naesen. „So muss man an den Erfolg herangehen, wenn man keinen Pogacar, Vingegaard oder Remco im Kader hat.“

Naesen als Galls Bodyguard

Für Naesen selbst ist es bereits die zehnte Tour-Teilnahme in Folge – und seine Rolle ist klar: Er soll Felix Gall durch die gefährlichen Etappen der ersten Woche bringen. „Ich bin sein Bodyguard. Wenn wir die erste Woche überstehen, braucht er mich in den Bergen nicht mehr. Aber bis dahin will ich alles geben.“
Die erste Tour-Woche bleibt für viele ein Risikospiel. „Energie- und Risikomanagement – das ist der Schlüssel“, so Naesen. „Einige Fahrer werden stürzen, andere krank werden. Und alle gehen jetzt mit frischen Beinen rein – aber in ein paar Tagen sieht das anders aus.“

Montmartre als Show – nicht als Finale

Ein besonderes Augenmerk liegt in diesem Jahr auf Etappe 21 – das Finale führt nicht wie gewohnt nach Paris-Champs-Élysées, sondern endet mit einem anspruchsvollen Schlussanstieg zum Montmartre. Naesen reagiert mit gemischten Gefühlen: „Im Fernsehen wird es spektakulär aussehen – aber für uns Fahrer ist das kein typisches Tour-Finale. Ich würde eher seufzen als jubeln.“
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