Mit 59 Jahren hat sich Manuel Correia den Spitznamen „Mourinho des Radsports“ verdient – und das nicht ohne Grund. Als Sportdirektor von Gi Group Holding – Simoldes – UDO hat er entscheidend zur Entwicklung vieler portugiesischer Spitzenfahrer beigetragen. Vier der derzeit sieben Portugiesen in der World Tour – Rui Costa, Ruben Guerreiro sowie die Zwillinge Ivo und Rui Oliveira – begannen ihre Karrieren unter seiner Leitung. Auch Fahrer wie Zé und Domingos Gonçalves, André Cardoso, Ricardo Vilela und André Carvalho gingen aus seinem Team hervor.
„Es gibt noch mehr, die ich betreut habe. Vielleicht vergesse ich einige…“, sagt Correia und betont, dass João Almeida ein Sonderfall war. „Wir hatten nur eine Vereinbarung: Falls er in Portugal geblieben wäre, dann bei uns – damals Liberty Seguros-Carglass. Doch er wollte ins Ausland, erhielt das Angebot von Hagens Axeon, und wir ließen ihn ziehen. Es war 2018, er war 19.“
An Almeidas Talent zweifelte Correia nie. „Bei João war der Unterschied so groß, dass wir sofort wussten: Hier haben wir jemanden ganz Besonderen.“
Correias Ruf gründet nicht nur auf den Fahrern, die er formte, sondern auch auf seiner Philosophie. „Mein Markenzeichen war immer die Nähe zu den Fahrern. In den Jahren, in denen wir das Budget hatten, stellten wir ihnen alles zur Verfügung – selbst einen internationalen U23-Kalender. Wir mussten nicht die Besten rekrutieren, viele wollten ohnehin zu uns. Manche verstanden nicht, dass dieses Projekt gegen Topteams aus Frankreich und den Niederlanden antrat und Ergebnisse lieferte. Darauf bin ich besonders stolz.“
Das U23-Team Liberty Seguros-Carglass (später Oliveirense) gilt bis heute als das beste Nachwuchsteam in der portugiesischen Radsportgeschichte. Es bot jungen Talenten den internationalen Rennkalender, der für den Sprung nach oben unverzichtbar ist.
Persönliche Eitelkeit spielt für Correia keine Rolle. „Ich mache das aus Leidenschaft, nicht für Anerkennung oder Ruhm. Jetzt ist es Zeit, an Luís Pinheiro zu übergeben, meine rechte Hand, der das Team bald leiten wird.“
Neben Talentförderung steht für Correia ein anderes Prinzip im Zentrum: konsequenter Antidoping-Kurs. „Das war schon zu Zeiten von Liberty Seguros eine Bedingung. Ich habe es sogar in die Verträge geschrieben: Bei einem Verstoß endet das Sponsoring sofort. In meinem Team wird es keinen falschen Weg geben.“
In einem Sport mit vielen Dopingskandalen verschafft ihm diese Haltung Respekt – und macht Oliveirense zu einem sicheren Umfeld für Nachwuchsfahrer.
Seine Erinnerungen an Almeida sind lebendig: „Er gewann die Junioren-Rundfahrt von Portugal fast komplett, gab nur eine Etappe an einen Kollegen ab. Einen solchen Unterschied habe ich noch nie erlebt.“ Almeidas Weg führte über den U23-Sieg bei Lüttich–Bastogne–Lüttich zu Quick-Step, wo er 2020 beim Giro d’Italia mehr als zwei Wochen im Rosa Trikot fuhr.
Für 2025 sieht Correia sogar ungenutztes Potenzial: „Ohne Pech bei der Tour hätte er das Podium erreicht – selbst als Helfer für Pogacar. Aber um eine Grand Tour zu gewinnen, muss man ohne Pogacar und Vingegaard antreten. In meiner bescheidenen Meinung ist João bei dreiwöchigen Rennen schon stärker als
Remco Evenepoel.“