Jonas Vingegaard startet bei der
Vuelta a Espana 2025 als klarer Favorit auf den Gesamtsieg. Es wird die dritte Teilnahme des Dänen an der spanischen GrandTour nach 2020 und 2023 sein, wo er hinter seinem Teamkollegen Sepp Kuss Zweiter wurde. Nun, da der Amerikaner keine realistischen Chancen mehr hat und
Primoz Roglic nicht mehr bei Visma fährt, gibt es für ihn keine Ausreden, das Rote Trikot in Madrid nicht zu holen. Tatsächlich gibt es mehrere Faktoren, die darauf hindeuten, dass der Nordeuropäer die dritte Grand Tour seiner Karriere gewinnen wird – sofern nichts Ungewöhnliches passiert.
1. Die Rivalen
Vingegaard begann den Sieg bei der Vuelta a Espana 2025 im Grunde schon an dem Tag, als
Tadej Pogacar bestätigte, dass er nicht teilnehmen würde. In diesem Jahr deutete zunächst alles darauf hin, dass es zum zweiten Duell zwischen dem Slowenen und dem Dänen kommen würde – doch dazu wird es nicht kommen. Ohne den einzigen Fahrer, der ihn bei Etappenrennen schlagen kann, scheint es niemanden zu geben, der ihm wirklich gefährlich werden könnte.
Vingegaards Hauptkonkurrent bei der Vuelta dürfte ein weiterer UAE-Fahrer sein:
Joao Almeida. Nach seinem Sturz bei der Tour de France wird der Portugiese jedoch nicht zu 100 % fit an den Start gehen. Der Däne hingegen, der nach seinem Ausstieg bei Paris–Nizza nur wenig Rennen bestritt, wird zum Auftakt in Turin in Topform sein. UAE könnte auch die Karte Juan Ayuso ausspielen, um ihm Probleme zu bereiten, doch es scheint nicht so, als könne der Valencianer ihm im Hochgebirge gefährlich werden. Weitere Namen wie Felix Gall, Giulio Ciccone, Daniel Martínez, Jai Hindley, Richard Carapaz, Mikel Landa oder Antonio Tiberi dürften eher um die restlichen Podiumsplätze kämpfen.
2. Die Strecke
Die von Javier Guillén entworfene Strecke der Vuelta a España 2025 ist auch in diesem Jahr wieder scharf kritisiert worden. Man warf ihr vor, gezielt so gestaltet zu sein, dass sie einen Tadej Pogacar anlockt, der bei einer Vielzahl der für die Spanien-Rundfahrt typischen Etappen hätte siegen können – und in diesem Jahr sind diese Etappen noch zahlreicher.
In einem absehbaren Duell zwischen Vingegaard und Almeida liegt der Kurs dem Dänen deutlich mehr, da er wesentlich explosiver ist als der Portugiese, der eher ein gleichmäßiger „Diesel“-Fahrer ist. Vingegaard hat gezeigt, dass er – nach Pogacar – derzeit der beste Fahrer der Welt an Tagen ist, an denen alles auf einem Schlussanstieg entschieden wird. Das bewies er zuletzt bei der Tour, als er auf einer Etappe mit steilem Zielanstieg vor Mathieu van der Poel ins Ziel kam. Bereits auf dem Schlussanstieg der zweiten Etappe und im Einzelzeitfahren der fünften sollte er einen Vorsprung herausfahren können, den ihm anschließend niemand mehr abnehmen dürfte.
3. Der Stolz
Jonas Vingegaard darf sich bei der Vuelta a Espana 2025 keinen Siegverlust leisten – so einfach ist das. Dass er mit Tadej Pogačar einen großen Rivalen hat, führt dazu, dass viele Fans und Experten ihn für seine eher klassische Herangehensweise kritisieren, die auf den Gewinn der Tour de France fokussiert ist – ein Ansatz, den bereits Miguel Induráin in den Neunzigern einführte und den Lance Armstrong fortsetzte. Diesen Zyklus hat bis zu Pogačar kein Topfahrer – weder Alberto Contador noch Chris Froome – durchbrechen können. Pogačar hingegen hat es geschafft, die Radsportsaison ähnlich zu dominieren wie einst Eddy Merckx oder Bernard Hinault.
Daher muss Vingegaard die Vuelta nicht nur mit dem roten Trikot beenden, sondern auch versuchen, möglichst viele Etappen zu gewinnen, um zu beweisen, dass er ebenfalls ein offensiver Fahrer ist, der für spektakulären Radsport sorgen kann, wenn er es darauf anlegt.
Original: Jorge Borreguero