Der Abschied von
Juan Ayuso vom
UAE Team Emirates - XRG ist derzeit das große Thema der
Vuelta a Espana. Doch die Entscheidung, getrennte Wege zu gehen, fiel schon lange vor dem Start des Rennens. Journalist
Thijs Zonneveld wirft nun die Frage auf, welche Rolle
Tadej Pogacar und Ayusos eigene Persönlichkeit bei den Entwicklungen der vergangenen Tage gespielt haben.
„Das haben Sie seit ein oder zwei Jahren kommen sehen. Man muss kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass dies schon lange geplant war. Dass diese Sache viel zu lange schwelte. Man hat es geahnt“, sagte Zonneveld im Podcast In de Waaier. „Ayuso hat sich im Team oft unmöglich gemacht, indem er für sich selbst fuhr, auch wenn er gebeten wurde, sich unterzuordnen. Wir alle haben die Galibier-Etappe der Tour gesehen. Almeida hatte genug, fuhr halbherzig und wurde dann Zweiter hinter Pogacar.“
Pogacar und Ayuso – eine unvereinbare Kombination
Schon bei der Tour eskalierte die Situation, nachdem Ayuso in einer entscheidenden Phase eigene Interessen verfolgte und später keine Rolle beim Pogacar-Sieg in Nizza spielte. „Damals war klar, dass es Risse gab. Pogacar und Ayuso sind keine gute Kombination. Pogacar will Ayuso sofort loswerden. Er ist der unangefochtene Anführer, während Ayuso Grand-Tour-Leaderrollen versprochen bekam. Allein die Tatsache, dass man seinen Zeitplan berücksichtigen musste, störte Pogacar“, so Zonneveld.
Ayusos hohe Ansprüche seien für sich genommen legitim, betont der Niederländer. „Er ist ein Fahrer, der nur gewinnen will und sich wenig um andere kümmert. Das ist inkonsequent. Dieses Jahr hat es nicht funktioniert. Beim Giro sah man es: Er gewinnt eine Etappe, bricht danach ein, fährt nicht für Del Toro, und am Ende steigt er aus – ohne je einen Meter für andere gearbeitet zu haben. So macht man sich im Team schnell unbeliebt.“
Gerade in einer Mannschaft mit vielen Stars habe Ayuso kaum Rückhalt gefunden. „Die Atmosphäre war angespannt, er wurde ständig infrage gestellt. Schon vor der Vuelta stand fest, dass man sich trennt. Pogacar kündigte an, nicht zu starten, und dafür holte man Ayuso. Doch er kam in dieser Reservistenrolle überhaupt nicht zurecht.“
Ein einzelner Wolf im Rudel
Von Beginn an habe Ayuso seinen eigenen Plan verfolgt, erklärt Zonneveld. „Er dachte: Ich fahre hier auf eigene Rechnung, schaue auf die Gesamtwertung oder auf Etappen. Aber ich werde sicher nicht für jemand anderen fahren.“ So fiel er aus dem Klassement, gewann aber die 7. Etappe in Cerler aus einer Ausreißergruppe. Auf der 10. Etappe half er Joao Almeida – etwas, das sich in den kommenden Tagen wiederholen könnte.
„Ich weiß nicht, ob er im Team überhaupt Freunde hat, wahrscheinlich nicht viele“, meint Zonneveld. In einer Mannschaft voller Führungspersönlichkeiten und Talente sei das Klima hart umkämpft – nichts für jeden Fahrer. Beispiele wie Remco Evenepoel oder Tom Pidcock, die ihre Teams mit engen Vertrauten verließen, zeigten, wie schwierig solche Situationen seien. Ayuso habe zwar nicht dieselbe Macht, befinde sich aber in einer vergleichbaren Lage.
„In vielen Teams gibt es klare Ziele, und das ist oft unbequem. Aber bei UAE ist es eindeutig: Es ist Pogacars Team. Er hat das alleinige Recht auf solche Entscheidungen. Wenn er gegen jemanden ist und für jemand anderen, dann folgt automatisch die ganze Mannschaft. Jeder weiß: Wer sich gegen Pogacar stellt, schaufelt sein eigenes Grab – auch Gianetti und Matxín.“