Nach Vuelta-Protesten: Tour de France fordert Garantien von spanischer Politik

Radsport
Montag, 15 September 2025 um 8:00
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Die Vuelta a Espana 2025 endete zwar mit dem Sieg von Jonas Vingegaard, doch das sportliche Resultat trat angesichts beispielloser Umstände in den Hintergrund. Was als feierliche Schlussetappe in Madrid geplant war, verwandelte sich in eine stille Prozession: Proteste verhinderten den regulären Zieleinlauf, das Podium blieb unbesetzt. Statt Fanfaren und Champagner verließ das Peloton die Hauptstadt in Verwirrung und Enttäuschung.
Die Proteste, die das Rennen von Beginn an begleiteten, erreichten in Madrid ihren Höhepunkt. „Unter diesen Umständen ist es schwierig, eine Großveranstaltung wie die Tour zu organisieren“, sagte Sporza-Kommentator Renaat Schotte und brachte damit die zentrale Sorge auf den Punkt: Die Anfälligkeit des Radsports für öffentliche Demonstrationen und ihre Folgen für die wichtigsten Rennen der Welt.
Im Fokus stand dabei besonders Israel-Premier Tech. „Das Team hatte noch sieben Fahrer im Rennen, das sind 4,5 Prozent des Feldes. Ursprünglich richtete sich der Protest natürlich gegen diese Fahrer, doch letztlich war das gesamte Feld betroffen“, erklärte Schotte. Die Mannschaft geriet in eine ausweglose Lage: politisch unter Druck, sich zurückzuziehen, sportlich aber gebunden, den Wettbewerb nicht zu verfälschen. Die UCI verharrte untätig, wodurch eine Sackgasse entstand.
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Am Ende war die Situation nicht mehr kontrollierbar. „Es gab so viele Demonstranten, dass das Rennen schlicht nicht stattfinden konnte. Die Organisatoren sahen keine andere Möglichkeit als den Abbruch“, so Schotte. Selbst die Sicherheitskräfte konnten keine Lösung mehr gewährleisten.
Der Blick richtet sich nun auf die Tour de France 2026, deren Grand Départ in Barcelona vorgesehen ist. Für Veranstalter ASO sind die Lehren aus der Vuelta klar. „Ich denke, dass ASO die spanische Politik um Garantien bitten wird“, meint Schotte. Die Unruhen in Madrid zeigen, dass ohne verbindliche Zusagen auch die Austragung einer weiteren Grand Tour in Spanien wackeln könnte.
Dass die Tour bislang von solchen Störungen verschont blieb, ist für Schotte fast überraschend. „Die Tour ist das Hauptereignis des Radsports, mit weltweiter Reichweite und riesigem Publikum. Doch nach den Neutralisierungen und Abbrüchen bei der Vuelta wird sich ASO ernsthafte Sorgen um den Start im nächsten Jahr machen.“
Die Vuelta 2025 endete schließlich auf die denkbar unspektakulärste Weise: ohne Podium, ohne Feier. „Das ist eine Tragödie für die Fahrer, die sich ihren Platz in der Geschichte verdient haben“, sagte Schotte. „Man gewinnt nicht jeden Tag die Vuelta.“ Für Vingegaard, Pidcock und die anderen bleibt damit ein Bild haften – das der Abwesenheit statt des Triumphs.
Eine nachträgliche Zeremonie im Herbst könnte allenfalls symbolischen Wert haben. „Vielleicht wird man das Podium nachholen, aber es wird nie das echte Gefühl ersetzen, am Ende eines Rennens auf der großen Bühne geehrt zu werden“, so Schotte.
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