"Die lebenslange Sperre für Lance Armstrong nach dem WADA-Code hat keinen Einfluss" - Lance Armstrongs Podcast soll George Hincapies Modern Adventure Pro Cycling sponsern

Radsport
durch Nic Gayer
Samstag, 28 Juni 2025 um 11:57
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George Hincapie präsentierte Anfang der Woche mit großer Entschlossenheit ein neues Profiradteam: Modern Adventure Pro Cycling. Das erklärte Ziel: den Radsport in den USA und darüber hinaus stärken, neue Impulse setzen, eine frische Generation fördern. Doch noch bevor das erste Trikot über den Asphalt fliegt, wirft ein alter Name einen langen Schatten auf das ambitionierte Projekt – Lance Armstrong.
Das Team wird teilweise vom Podcast The Move unterstützt, den Hincapie gemeinsam mit Armstrong betreibt. Damit ist der einstige Tour-de-France-Dominator, der wegen systematischen Dopings lebenslang gesperrt wurde, nicht nur indirekt, sondern strukturell Teil des Vorhabens. In einem Sport, der sich seit Jahren bemüht, Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen, sorgt das für Irritationen.
Ein Sprecher der US-Anti-Doping-Agentur (USADA) erklärte gegenüber Cycling Weekly, Armstrongs Sperre habe „keinen Einfluss“ auf das Projekt: „Dieses Vorhaben fällt nicht in den Zuständigkeitsbereich der UCI und der Unterzeichner des WADA-Codes.“ Juristisch ist die Lage also eindeutig – moralisch dagegen bleibt sie komplex.

"Wir waren völlig transparent"

Hincapie selbst nahm in einem Statement gegenüber Escape Collective Stellung zur Debatte: „Ich bin gemeinsam mit Lance Eigentümer des Podcasts. Wir haben eine große Reichweite während der Tour und sahen dies als eine Möglichkeit, das Team bekannter zu machen. Das ist alles, was es dazu zu sagen gibt. Wir haben uns gegenüber der UCI völlig transparent verhalten und arbeiten eng mit unserem Rechtsteam zusammen, um alle Anforderungen zu erfüllen.“
Tatsächlich befindet sich das Team derzeit im offiziellen Registrierungsprozess bei der UCI. Aber: Nicht die Bürokratie stellt die größte Hürde dar, sondern die öffentliche Wahrnehmung. In einer Ära, in der sich junge Fahrer klar von der Dopingvergangenheit abgrenzen wollen, wirkt selbst eine lose Verbindung zu Armstrong wie ein schwerer Rucksack.
Im Peloton wird der Einfluss von Armstrongs Podcast The Move nicht unterschätzt – vor allem bei Grand Tours erreicht er weiterhin ein breites Publikum. Gleichzeitig warnen viele aktive Profis vor einer schleichenden Normalisierung vergangener Skandale. Die Frage, ob Armstrongs Beteiligung mehr schadet als nützt, steht unausgesprochen im Raum.

Zwischen Chance und Risiko

Für Nachwuchstalente bedeutet die Verbindung mit Modern Adventure ein Dilemma. Der Weg in den Profisport ist verlockend – doch die Nähe zu einer der umstrittensten Figuren der Radsportgeschichte kann zu einem ethischen Drahtseilakt werden. Sponsoren, Fans und Veranstalter dürften genau hinsehen, wo sportliche Visionen auf moralische Verantwortung treffen.
Hincapies Projekt ist mutig, strukturiert und gut gedacht – doch es ist auch ein Spiel mit dem Feuer. Armstrong bleibt ein polarisierender Name, ein Mahnmal der EPO-Ära. Dass ausgerechnet er nun wieder indirekt in den Fokus rückt, zeigt: Die Wunden des Sports sind noch lange nicht verheilt.
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