Tadej Pogacar hat sich für ein ehrgeiziges Doppel aus
Giro d'Italia und
Tour de France im Jahr 2024 entschieden. Der belgische Analyst
Michel Wuyts hält einen Triumph mit dem Maglia Rosa für fast sicher, aber für das Maillot Jaune vielleicht nicht.
"Die Tatsache, dass er aus Liebe zu seinem Land zum Giro fährt, hat die italienischen Nachrichten auf der Stelle zum Schmelzen gebracht. Die Nähe zu Slowenien ist ein großer Anreiz, diese Werbelinie ist charmant", sagt Wuyts etwas ungläubig im Gespräch mit HLN. "Kein Wort darüber, dass er von Giro-Boss Vegni eine Sechs-Null-Prämie bekommt."
"Es versteht sich von selbst, dass ein Giro/Tour-Projekt Bewunderung hervorruft. Nur machbar für die Nummer eins der Welt. Ist das Mut oder eher Hybris? Oder hat Pogacar vernünftig gedacht?" fragt Wuyts.
Die Tatsache, dass Rivale Jonas Vingegaard in den letzten Jahren bei der Tour de France scheinbar Pogacars Nummer hatte, spielt seiner Meinung nach ebenfalls eine Rolle. "Seine Widerstandsfähigkeit war anregend, aber in kritischen Etappen war er chancenlos. Am Granon und am Hautacam war er weg vom Rad, am Col de la Loze war er matt. Und dann war da noch die schockierende Niederlage im Zeitfahren. Wenn man auf nur 22 Kilometern 1:38 auf seinen einzigen Konkurrenten verliert, wird einem schwindelig", sagt Wuyts. "Vingegaards Hyperleistung mag an der Grenze des Akzeptablen kratzen, aber als Wettkämpfer zieht man daraus seine Schlüsse. Als Zeitfahrer ist Pogacar meilenweit hinter Vingegaard zurück. Das kann man nicht im Windkanal korrigieren. Und nun wird es bei der Tour 2024 zwei harte Zeitfahren geben."
"Wie füllt Pogacar diesen Unterschied zu dem gleichwertigen Kletterer Vingegaard aus? Ja, Pogacar ist abenteuerlustig, aber auch klug genug, um eine Alternative zu wählen", fährt Wuyts' Analyse fort. "Pogacar geht mit einem fast 85%igen Sieg in den Giro. Mit dem Giro in der Hand wird das Ausbluten bei der Tour weniger schmerzhaft."
"Die Konkurrenten sind
Geraint Thomas,
Nairo Quintana, Simon Yates und - ich wühle schon tief -
Giulio Ciccone", schließt der Belgier. "Diese kleinen Racker haben nur die Hoffnung auf ein wenig slowenisches Mitleid. Beim Giro kann Pogacar bergauf einen Vorsprung aufbauen, aber wenn Vingegaard und seinen Yellow Bs nichts passiert, werden die Träume ohnehin ein Betrug sein."