„Mein Ziel ist ein Monument-Sieg“: Giulio Ciccone peilt Etappen und Klassiker an

Radsport
Sonntag, 23 November 2025 um 8:00
giuliociccone
Nach Jahren des Strebens nach einer Rolle im Gesamtklassement bei Grand Tours zieht Giulio Ciccone nun Konsequenzen. Der 30-jährige Profi von Lidl-Trek, einst als Italiens große Hoffnung für das GC gehandelt, kündigte an, künftig den Fokus auf Etappensiege und Eintagesklassiker zu legen.
Die Entscheidung folgt auf eine weitere Saison, die von Pech und körperlichen Problemen geprägt war. „Bei dreiwöchigen Rundfahrten erreicht mein Körper einfach nicht das Ende. Es liegt nicht an Form oder Motivation – nach acht oder neun Tagen macht mein Körper dicht, das war schon immer so“, erklärte Ciccone gegenüber La Gazzetta dello Sport, zitiert von Idlprocycling.

Jahre der Rückschläge erzwingen einen Neustart

Ciccone kämpfte lange darum, in die Top 10 einer Grand Tour vorzustoßen, insbesondere beim Giro d’Italia, wo die italienischen Fans auf einen künftigen Kapitän hofften. Im Gesamtklassement blieb er jedoch aus verschiedenen Gründen stets ohne den erhofften Erfolg.
Das Coronavirus zwang ihn 2023 zum Giro-Aus, 2024 verhinderte ein schmerzhafter Sattelbereich-Infekt seinen Start, und 2025 zerstörte ein Sturz spät in der zweiten Woche seine bis dahin beste Form, als er zu den ernsthaften Podiumsanwärtern zählte. Seine beste Giro-Gesamtwertung bleibt Rang 16 im Jahr 2019 – dem Jahr, in dem er zudem das Bergtrikot gewann.
Deutlich erfolgreicher war Ciccone, wenn er gezielt auf Etappenjagd ging. Er feierte drei Etappensiege beim Giro (2016, 2019 und 2022), den ersten noch im Trikot von Bardiani-CSF, und kommt insgesamt auf 13 Profi-Siege.
Giulio Ciccone gewinnt die Donostia San Sebastian Klasikoa 2025 als Solist
Ciccone gewann die Donostia San Sebastian Klasikoa 2025 als Solist
„Da war der Sturz in Gorizia beim Giro d’Italia 2025, der mich zum Aufgeben zwang – unmittelbar vor den großen Bergen, bei denen ich mir sicher war, sehr stark zu sein“, erklärte Ciccone kürzlich in einem Interview.
Bei der Tour de France war er hingegen in Plan-B-Szenarien erfolgreicher als im Gesamtklassement. 2023 sicherte er sich das Bergtrikot, 2024 hielt er sich bis zum letzten Einzelzeitfahren in der Gesamtwertung, bevor ein desaströser Abschluss ihn auf Rang 11 zurückwarf. Auf der Vuelta a España hingegen konnte er bislang weder einen Etappensieg einfahren noch im GC überzeugen.
Dieses wiederkehrende Muster der Frustration hat Ciccones neue Ausrichtung geprägt. „Ich muss meine Stärken besser nutzen. Jetzt, da ich die Daten habe, fühle ich mich in kürzeren Rennen und bei den Klassikern stärker. Diese Motivation will ich gezielt einsetzen, um bessere Leistungen zu zeigen“, sagte er.
Damit kehrt er zu seinen Wurzeln zurück: dem aggressiven Rennstil aus Bardiani-Zeiten mit klarem Fokus auf Etappensiege. „Ich werde gezielt auf Etappen fahren und das tun, was ich am besten kann. Ich will keinen unnötigen Stress mehr wegen des Gesamtklassements“, erklärte Ciccone. „2025 war eine gute Saison, aber der Sturz beim Giro, kurz vor der dritten Bergetappen-Woche, war ein Rückschlag. Ich war überzeugt, dass ich dort stark hätte fahren können.“

Ein neuer Traum: ein Monument und ein Tag im Rosa

Mit Blick nach vorn weiß Ciccone genau, was ihn antreibt: „Ich will 2026 stark starten, vielleicht schon bei der UAE Tour. Mein großer Traum ist es, ein Monument zu gewinnen. Lüttich liegt mir im Kopf – den zweiten Platz hinter Tadej Pogacar betrachte ich schon als Motivation, um dort zu siegen“, sagte er.
Auch Giro und Tour de France bleiben Teil seines Programms, allerdings mit völlig neuem Ansatz. „Ich werde 2026 Giro und Tour fahren, aber mit dem Fokus auf Etappensiege. Ich will angreifen, auch von weit hinten, und es wäre fantastisch, im Giro wenigstens einmal das Rosa Trikot zu tragen. Vor allem möchte ich genießen und Spaß haben.“
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