Eusebio Unzué geht mit ehrgeizigen Zielen und einem ausgewogenen Mix aus Erfahrung und jugendlichem Elan in die
Tour de France 2025. Der langjährige Teammanager des Movistar Teams vertraut dabei einmal mehr auf seinen Kapitän
Enric Mas – und auf eine Mannschaft, die nicht nur im Gesamtklassement angreifen, sondern auch endlich wieder einen Etappensieg einfahren will.
„Enric ist natürlich kein Siegfahrer im klassischen Sinne“, erklärt Unzué im Gespräch mit Eurosport in Lille, dem Startort der diesjährigen Rundfahrt. „Seine größte Stärke ist seine Beständigkeit – besonders bei dreiwöchigen Rennen wie der Vuelta oder der Tour. Er ist unser Anker für ein gutes Gesamtergebnis.“
Mischung aus Erfahrung und frischem Wind
Die Teamzusammensetzung bezeichnet Unzué als bewusst risikofreudig: Neben erfahrenen Kräften wie Nelson Oliveira,
Gregor Mühlberger und Iván García Cortina sei das Aufgebot vergleichsweise jung – für einige ist es die erste Teilnahme überhaupt. „Wir haben Debütanten dabei, das stimmt“, sagt Unzué. „Aber sie bringen Enthusiasmus und Entschlossenheit mit – das kann den Mangel an Erfahrung mehr als ausgleichen.“
Ein Name, der dabei besonders ins Auge fällt: Einer Rubio. Der Kolumbianer konnte sich bislang vor allem beim Giro d’Italia profilieren, nun will das Team sehen, wie er mit den französischen Alpen und Pyrenäen zurechtkommt. „Wir beobachten ihn genau. Wenn er sich behauptet, kann er eine tragende Rolle spielen.“
Romeo im Fokus: „Man glaubt es erst, wenn es passiert“
Große Erwartungen knüpft Unzué auch an Iván Romeo, eines der größten Talente im spanischen Radsport. „Seine bisherigen Leistungen haben alle begeistert, auch uns“, sagt er. „Man lernt ihn kennen und erkennt, dass solche Leistungen möglich sind – aber erst wenn sie geschehen, glaubt man wirklich daran.“
Romeo soll bei mehreren Etappen seine Chance bekommen. „Zwei, drei, vielleicht sogar vier Tage haben wir im Blick, die ihm liegen könnten“, verrät Unzué. „Auch im Zeitfahren auf der fünften Etappe werden wir sehen, was er leisten kann. Aber wir gehen das ruhig an – er soll Erfahrungen sammeln.“
Auch bei Ausreißversuchen will Unzué Romeo und die anderen jungen Fahrer gezielt einsetzen. „Im heutigen Radsport ist es schwer, wegzukommen – aber wenn es klappt, sind meist Fahrer mit echter Klasse dabei. Wir wollen in diesen Gruppen präsent sein.“
Ziel: Endlich wieder ein Etappensieg
Trotz der Ambitionen im Gesamtklassement bleibt ein klares Etappenziel bestehen: ein Tageserfolg. „Das ist eine Priorität“, stellt Unzué klar. „Wir haben seit Jahren keinen Etappensieg mehr geholt – das muss sich ändern.“
Schwieriger Start, unvorhersehbare erste Woche
Die ersten zehn Etappen sieht Unzué als Schlüsselphase. Auch wenn große Berge zunächst ausbleiben, sei das Terrain technisch und taktisch anspruchsvoll. „Unsere Fahrer müssen gleich zu Beginn alles geben, um Enric gut zu positionieren“, betont er. „Ich erwarte, dass einige von Pogacars Rivalen versuchen werden, diese Unberechenbarkeit auszunutzen. Das wird eine spektakuläre erste Woche.“
Pogacar der Mann, den es zu schlagen gilt
Dass es einen klaren Topfavoriten gibt, stellt Unzué nicht infrage. „Wir starten mit einem Super-Favoriten. Viele rechnen wohl maximal mit Platz zwei hinter ihm“, sagt er offen. „Aber genau das könnte zu einem offenen, mutigen Rennen führen. Ich glaube, dass wir eine sehr spannende Tour erleben werden.“
Perspektive: Schritt für Schritt in die Zukunft
Unzué blickt dabei über die drei Wochen hinaus. Die Entwicklung junger Fahrer bleibt für ihn zentral. „Jedes Jahr verändert sich das Team – einige gehen, neue kommen. Der Talentpool ist nicht riesig, aber wir haben interessante Neuzugänge. Und wir setzen darauf, dass sich unsere aktuellen Fahrer weiterentwickeln.“
Mit einer mutigen Aufstellung, klaren Zielen und einer Portion Realismus geht Movistar in die Tour 2025 – bereit, Chancen zu ergreifen, wo sie sich bieten.