Laurent Jalabert ist der jüngste französische Grand-Tour-Sieger, allerdings liegt dieser Triumph bereits 29 Jahre zurück. Frankreich erlebt derzeit eine lange Durststrecke, ähnlich wie Italien und Spanien, die im 20. Jahrhundert die Grand-Tour-Szene dominierten. Heute haben andere Nationen die Kontrolle übernommen, darunter Slowenien mit den Stars Tadej Pogacar und Primoz Roglic. Jalabert sprach über diese Entwicklungen, Frankreichs größte Hoffnungen und vieles mehr.
"In jeder Ära gibt es Fahrer, die die Szene dominieren. Derzeit ist es Pogacar, der ein Phänomen ist", erklärte Laurent Jalabert in einem Interview mit Marca. "Aber er ist nicht allein. Es gibt andere Fahrer, die ihm Paroli bieten können und dies auch in der Vergangenheit getan haben. In Rennen kann alles passieren. Pogacar ist jetzt der Stärkste, aber man weiß nie, wie lange diese Situation andauern kann", fügte er hinzu. Pogacars bisherige Karriere und seine Erfolge im Jahr 2024 zählen laut Jalabert bereits zu den besten Palmarès in der Geschichte des Sports.
Jalabert betonte zudem die herausragenden Leistungen Sloweniens, das im letzten Jahr alle drei Grand Tours gewonnen hat. Damit steht es im starken Kontrast zu Frankreich und Spanien, die zwar im letzten Jahrhundert viele Siege feiern konnten, aber mittlerweile Schwierigkeiten haben, an diese Erfolge anzuknüpfen. Auf Nachfrage zog Jalabert den Vergleich: "Ich bin der letzte Franzose, der eine Grand Tour gewonnen hat, und das war 1995. Wir sind also schlechter dran als die Spanier", scherzte er. "In Spanien gibt es immer gute Fahrer. Auch jetzt gibt es welche, aber eine Grand Tour zu gewinnen, ist eine andere Sache. Ayuso und Carlos Rodríguez können es schaffen, vor allem Juan. Der heutige Radsport ist explosiver, und die Konkurrenz ist enorm. Man braucht einen großen Champion und nicht nur gute Fahrer."
Frankreichs vergangene Hoffnungsträger wie Thibaut Pinot, Romain Bardet und Jean-Christophe Péraud blieben trotz vielversprechender Ansätze hinter den Erwartungen zurück. Auch wenn Fahrer wie David Gaudu derzeit die größte Hoffnung sind, fehlt es an Tiefe im Grand-Tour-Bereich. Jalabert sieht jedoch Potenzial in jungen Talenten wie Lenny Martínez: "Hoffen wir, dass der nächste französische Grand-Tour-Sieger schon im Peloton ist. Martínez verspricht viel, aber der Weg ist für alle schwierig. Wir werden sehen, ob er höher hinauskommt als jetzt." Auch Paul Seixas, der mit 18 Jahren bereits in der WorldTour fährt, sei ein Name, den man im Auge behalten sollte. Jalabert warnte jedoch vor zu viel Druck auf junge Fahrer, wie es bei Remco Evenepoel in seinen ersten Jahren zu beobachten war.
Jalabert zeigte sich auch optimistisch hinsichtlich der Vuelta a España, die er 1995 gewonnen hat. Bei der Präsentation der Strecke lobte er die neuen und abwechslungsreichen Etappen: "Die Vuelta hat sich weiterentwickelt, und ich freue mich darauf, diese Ausgabe zu verfolgen. Es wird eine großartige Gelegenheit, einige der besten Fahrer der Welt zu sehen."
Privat bleibt der 56-Jährige aktiv und genießt den Sport weiterhin: "Ich trainiere mehrmals pro Woche, einfach um das gute Gefühl zu behalten und fit zu bleiben. Es macht mir immer noch Spaß."