Frankreich erlebt endlich wieder einen Triumph auf heimischem Boden: Pauline Ferrand-Prévot hat am Sonntagnachmittag die Tour de France Femmes 2025 gewonnen – mit einem eindrucksvollen Solosieg auf der letzten Etappe nach Châtel Les Portes du Soleil. Für die 32-Jährige ist es der bislang größte Erfolg auf der Straße, für ihr Team Visma | Lease a Bike eine emotionale Erlösung – und für den französischen Radsport ein historischer Moment. Denn Ferrand-Prévot ist die erste Französin seit den 1980er Jahren, die das prestigeträchtige Maillot Jaune tragen durfte.
Ein Moment für die Geschichtsbücher
In einem Finale voller Spannung nutzte Ferrand-Prévot ihre Chance eiskalt: Demi Vollering setzte am letzten Anstieg sieben Kilometer vor dem Ziel zur Attacke an, konnte sich kurzzeitig von Juliette Labous absetzen – doch ihr Vorstoß verpuffte. Während das Feld zögerte, ergriff Ferrand-Prévot die Initiative, fuhr entschlossen davon und wurde nicht mehr eingeholt. Mit ihrem zweiten Etappensieg in Folge sicherte sie sich auch souverän den Gesamtsieg.
Teamchef Van Emden von Emotionen überwältigt
Der emotionale Wert dieses Sieges war nicht nur auf dem Podium spürbar, sondern auch bei Teamchef
Jos van Emden, der nach dem Rennen offen über die Bedeutung dieses Erfolgs sprach.
„Ich habe zu diesem Erfolg beigetragen, aber ich bin sicher kein Teammanager, der selbst die Tour de France gewonnen hat“, sagte er im Interview mit Wielerflits.
„Das Team hat einen fantastischen Job gemacht. Als ich hier als Teammanager anfing, habe ich nicht erwartet, dass wir so schnell die Tour de France gewinnen würden, nein.“
Am Streckenrand hatte Van Emden beobachtet, wie seine Fahrerin im Ziel in Tränen ausbracht. Mit einem Schmunzeln kommentierte er:
„Nun, Frauen weinen sowieso mehr. Egal ob sie gewinnen oder verlieren.“
Doch auch er selbst kämpfte mit den Emotionen. Auf die Frage nach seinen geröteten Augen antwortete er nur:
„Ja, meine Augen sind ein bisschen rot. Vielleicht habe ich mir etwas eingefangen.“
Und schob ehrlich hinterher:
„Nein, aber ich kann nicht leugnen, dass ich einfach weg musste. Wir werden das mit etwas zu essen und zu trinken feiern.“
Die Krönung einer außergewöhnlichen Karriere
Ferrand-Prévots Leistung geht weit über einen Etappensieg hinaus. Sie hat sich mit diesem Tour-Sieg endgültig als eine der größten Allrounderinnen der Radsportgeschichte etabliert. Weltmeisterin auf der Straße, im Mountainbike, Cyclocross und Gravel – nun auch Tour-Siegerin. Kaum eine Athletin (oder Athlet) vereint so viele Disziplinen auf so hohem Niveau.
Visma gelingt das Comeback – und Frankreich jubelt
Für das Team Visma | Lease a Bike ist der Erfolg auch eine Art Wiedergutmachung: Nachdem die Männer um Jonas Vingegaard bei der Tour von Tadej Pogacar und UAE Team Emirates klar geschlagen wurden, war es nun das Frauenteam, das mit Dominanz glänzte. Ferrand-Prévot bringt das Team zurück in die Erfolgsspur – und schenkt Frankreich einen Moment, auf den es jahrzehntelang gewartet hat.