INTERVIEW | "Ich bin bereit für die Gesamtwertung" - Trotz des schwierigen Frühjahrs träumt Ben O'Connor von einer Rückkehr an die Spitze der Tour de France

Radsport
Freitag, 04 Juli 2025 um 16:45
oconnor
Ben O’Connor kehrt zur Tour de France zurück – als Kapitän von Team Jayco AlUla und mit klaren Ambitionen für die Gesamtwertung. Hinter ihm liegt eine Saison, die trotz gesundheitlicher Rückschläge beachtliche Ergebnisse hervorgebracht hat: Ein Sieg bei der Vuelta a Murcia, Podiumsplätze bei der UAE Tour und der Tour of the Alps, sowie Platz vier beim Giro d’Italia im Mai sprechen für sich.
Jetzt, bei seiner ersten Tour mit einem australischen Team, zeigt sich O’Connor gelöst, aber fokussiert: „Das Umfeld hier ist sehr angenehm, ich fühle mich wohl. Und ich weiß, was ich mir vorgenommen habe – ich will unter die Top Ten der Tour, am liebsten ganz vorne.“

Rückschläge im Winter, Fokus im Sommer

Der Start ins Jahr verlief allerdings nicht wie geplant. Eine Erkrankung im Februar bremste den Aufbau. „Ich war krank – das hat sich durchgezogen. Es ist schwer zu sagen, wie sehr einen das beeinflusst. Aber jetzt bin ich wieder bereit“, sagt O’Connor im Gespräch mit CyclingUpToDate.
Die Tour de Suisse nutzte er als letzten Härtetest. Platz sieben war nicht ganz das erhoffte Ergebnis, aber kein Grund zur Beunruhigung. „Vielleicht war ich durch das Höhentraining etwas übersäuert. Aber das Ziel ist die Tour. In der Schweiz wäre ein Podium schön gewesen, aber was zählt, ist, hier bei der Tour in Bestform zu sein.“

In der ersten Woche zählt: keine Fehler

Das Team setzt in der ersten Woche vor allem auf Sprintkapitän Dylan Groenewegen – und vielleicht sogar einen Coup im Kampf um das Gelbe Trikot. O’Connor selbst will auf den ersten Etappen vor allem eines: Zeitverluste vermeiden.
„Wir müssen wachsam sein. Es sieht nach viel Wind aus – und wenn man da nicht aufpasst, kann man schnell den Anschluss verlieren. Das kann schon früh ein entscheidender Faktor sein.“
Sein Ziel bleibt die Gesamtwertung. Etappensiege? Nur dann, wenn der Kampf ums Klassement nicht mehr möglich ist. „Ich bin hier, um vorne mitzufahren – ich will unter die ersten Zehn. Wenn es nicht reicht, aber ich alles richtig gemacht habe, bin ich trotzdem zufrieden.“

Realistisch, ehrgeizig, gereift

2021 stand O’Connor bereits auf Platz vier in Paris – inklusive Etappensieg in Tignes. Eine Wiederholung dieses Erfolgs wäre in der heutigen Konkurrenzsituation wohl noch höher einzuschätzen. Der 29-Jährige kennt die Realität des modernen Pelotons.
„Man will immer eine Zahl nennen – Platz fünf wäre perfekt. Aber auch Sechster, Siebter, Achter sind für mich in Ordnung, wenn ich mit den Besten mithalten kann. Ich kämpfe nicht gegen Fantasien, sondern gegen starke Gegner. Was zählt, ist, am Ende alles gegeben zu haben.“

Ein Wunschziel in den Pyrenäen

Die Bergetappen 2025 versprechen Spektakel – mit Klassikern wie dem Col de la Loze, dem Mont Ventoux und Hautacam. Doch O’Connors Traum liegt woanders: „Superbagnères – das wäre mein Wunsch. Ein epischer Gipfel. Ich mag den Mont Ventoux nicht besonders, aber Superbagnères wäre cool.“
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