Kevin Vauquelin bleibt auch nach zehn Etappen der
Tour de France 2025 eine der prägenden Figuren des Rennens. Der 24-Jährige aus Bayeux, der für Arkéa – B&B Hotels fährt, hält sich überraschend in der Spitzengruppe des Gesamtklassements – trotz erster Rückschläge auf der harten 10. Etappe im Massif Central.
„Wir hatten einen Etappensieg im Visier“, sagte Vauquelin gegenüber Le Parisien. Doch es sei hektisch geworden: „Die ersten Etappen, das Zeitfahren, das Weiße Trikot, der dritte Platz im Gesamtklassement…“ Von Enttäuschung war bei ihm dennoch keine Spur. Vielmehr überwiegen Stolz und Realismus: „Es lief wirklich gut. Am Montag waren die Beine steif und ich war müde, aber der Ruhetag hat mir gutgetan.“
Nach zehn Tagen fühlt sich Vauquelin, als habe er bereits eine ganze Saison erlebt. „Ich habe viel durchgemacht – emotional und körperlich. Da ist so viel passiert.“ Sein herausragendes Zeitfahren in Caen, das Weiße Trikot, der starke Teamgeist: An Höhepunkten mangelt es ihm nicht. „Das Zeitfahren kann nicht lügen. Und die Unterstützung der Teamkollegen – das hat mich doppelt motiviert.“
Dass Vauquelin auf dieser Tour eine so große Rolle spielt, ist dennoch neu. Zwar gewann er im Vorjahr bereits eine Etappe, doch diesmal hält er Frankreich seit Tagen in Atem. Schon bei der Tour de Suisse überzeugte er mit Platz zwei hinter João Almeida. Dort lernte er auch, mit schwierigen Momenten umzugehen.
„Nicht aufgeben“, beschreibt Vauquelin seine Devise. „Als Van der Poel in Boulogne gewann, ging es mir zwei, drei Stunden schlecht. Früher wäre ich im Gruppetto gelandet, jetzt habe ich am Ende viermal attackiert.“ Auch als Visma angriff, hielt er dagegen. „Am Schluss habe ich den Schaden begrenzt. Ich habe gelernt, widerstandsfähig zu sein.“
Für Vauquelin geht es nicht nur um Ergebnisse – er sucht die Nähe zum Publikum. „Ich war schon immer ein Schausteller“, sagt er. „Man sieht es nur nicht, wenn keine Kameras da sind.“ Für ihn gehört es dazu, den Zuschauern etwas zurückzugeben – sei es mit Worten, Autogrammen, Fotos oder einem Jubel. „Das ist für mich ganz normal. Es ist wie in einem Fußballstadion.“
Umso bemerkenswerter wirkt seine Leistung angesichts der bescheidenen Mittel seines Teams. Arkéa zählt zu den kleineren Mannschaften des Pelotons – bei der Tour de Suisse musste man sogar ohne Teamkoch auskommen.
Trotz seiner Gesamtplatzierung hat Vauquelin den Traum vom Etappensieg nicht aufgegeben. „Ich werde es versuchen. Aber derzeit bin ich noch zu nah dran in der Gesamtwertung, um in Ausreißergruppen zu kommen.“ Er setzt auf den Verlauf der nächsten Tage – und hofft auf ein Terrain, das seine Chancen verbessert.
„Wenn ich mal einen schlechten Tag habe, kann ich es in einer Fluchtgruppe versuchen.“ Auch eine Top-10-Platzierung bleibt sein Ziel: „Das wäre großartig. Es ist ein unglaublich hartes Rennen.“ Doch für ihn zählt der Einsatz mehr als die Platzierung: „Vielleicht wäre ich lieber Elfter nach einer erfolgreichen Flucht als Achter, der zwei Wochen lang nur mitgerollt ist.“